Welche Sehne

Hier könnt ihr Fragen loswerden, welche ihr keiner spezifischen Kategorie zuordnen könnt
Christoph
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Welche Sehne

Beitrag von Christoph »

Hallo an alle!

Ich bin brandneu im Bogensport und wollte gerne fragen, welche Sehne für Recurvebögen am empfehlenswertesten ist?

Im Internet finde ich leider viele sehr unterschiedliche Aussagen und bin daher leicht überfordert.

LG Christoph
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mbf
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Re: Welche Sehne

Beitrag von mbf »

Hallo Christoph, das kann man verstehen, da der Markt zwar prinzipiell überschaubar, aber letztendlich undokumentiert ist - wenn man die sinnlosen Werbeversprechen mal ausblendet.

Das mit den "richtigen" Garn ist so eine Sache... hatten wir hier mal andiskutiert. Wenn Du über ein paar Befindlichkeitsdiskussionen hinwegsiehst und ein paar materialtechnische Grundlagendarstellungen überfliegst, kommt man zum Schluss, dass es so ziemlich egal ist. Hier tut es jedes halbwegs aktuelle Garn (gemeint ist aus den letzten 15 Jahren), das für den Recurvebereich vorgesehen ist. Ob man nun FastFlight nimmt, Astro, BCYhastenichtgesehen, BrownellTutnixzurSache oder das neueste HyperString, ist letztendlich ziemlich egal. Es kann vielleicht sein, dass Garn XY aus irgendwelchen Gründen beim Schuss etwas anders klingt (was auch andere Gründe haben kann als das Garn selbst) oder sich netter anfühlt, aber letztlich ist das nicht trefferbildentscheidend. Mir ist zumindest aus dem Stegreif keine Untersuchung dazu bekannt, die hier einen Zusammenhang herstellt.

Um mich aus dem o.g. Topic zu zitieren:
Tja, das mit den Händlerempfehlungen ist so eine Sache. Frage n Händler und Du kriegst n+1 "beste Sehnengarne". FF(+), Astro, 8190, aber auch 452X, jeweils kombiniert mit einer individuellen Auswahl an Strangzahlen. Mal dicker, mal etwas dünner, alles aufgrund eigener bester Erfahrungen. Mal drastisch formuliert: entweder sind alle diese Erfahrungen nix wert (was ich auf keinen Fall unterstellen möchte), die Garne geben sich nicht viel oder das Favoritengarn funktioniert aus irgendwelchen Gründen auf dem Lieblingsbogen des HdV am Besten, hört sich gut an, kommt in einer guten Farbe oder was auch immer. Im Nachbarforum wurden ja die Produktzyklen der US-Hersteller angesprochen, die ofensichtlich jede neue Generation verarbeiten und zwischendurch auch noch was beimischen. Sind wir ehrlich: den Hype können sie sich eigentlich schenken...
Im Nachbarforum (Bogensport-Planet) hatte ich in dem Zusammenhang das mal geschrieben:
[...] Jetzt bleibt aber eine Frage im Raum stehen, die wir im "alten BSF" ja schon andiskutiert hatten: was fängt man als Schütze damit [Anm.: gemeint war eine Zusammenstellung technischer Garndaten] an? Welche Kriterien sind für mich entscheidend, um hier "mein" Garn herauszufiltern? Was sind die Kriterien, die man anlegt? Gibt es objektive Kriterien oder spielen andere Aspekte der Ausrüstung (Wurfarme, Pfeilmasse, etc.) mit rein? Was ist das "beste" Garn und wie definiert man "bestes Garn" überhaupt? Ist diese Frage überhaupt sinnvoll?
Antwort? Keine, die wirklich weitergeholfen hätte.

Wichtig ist nur eines: die Farbe. Es ist hilfreich, das Garn hell oder dunkel zu haben, um den "Sehnenschatten" (engl: string aligment, ein m.E. viel besserer Begriff) kontrastreich besser erkennen zu können.

Es sei denn... der Hersteller gibt ein bestimmtes Garn vor. Das kann für einfache Bögen mit Holzmittelteil sein, dass hier nur "Dacron" (oder ein äquivalentes Garn) verwendet werden darf. Ansonsten... pffff. ;)
Grüße, Matthias

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ullr
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Re: Welche Sehne

Beitrag von ullr »

Hallo mbf, Ein wirklich sehr guter, guter Post.
Sehr sachlich mit einem hübschen Schuss Humor.
:D
Gruß und klar doch
"Gut Schuss!"
Christian
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Christoph
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Re: Welche Sehne

Beitrag von Christoph »

Guten Tag,

vielen Dank für die Antwort. Das macht das Ganze schon irgendwie leichter :lol:

LG
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ullr
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Re: Welche Sehne

Beitrag von ullr »

Christoph hat geschrieben: 10. Jul 2019, 16:57 Guten Tag,

vielen Dank für die Antwort. Das macht das Ganze schon irgendwie leichter :lol:

LG
Hallo Christoph das einzige, das ich ergänzen möchte wäre, bei der Öhrchen- und Mittenwicklung auf Diamondback Garn bestehen. Das ist zwar teuer aber meiner Erfahrung nach fast unkaputtbar.
Gruß und klar doch,
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heisem
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Re: Welche Sehne

Beitrag von heisem »

Mmmhh, Christian,
bei deinem letzten Post möchte ich dir widersprechen. Zum einen braucht man keine ewig haltende Sehne; ich baue mir für jede Saison meistens sowieso zwei neue identische Sehnen für meinen Hauptbogen. Auf anderen Bögen nutze ich aber oft auch ältere Sehnen. Zum anderen braucht man dann auch keine vollen Öhrchenwicklungen, sondern es reicht, die Öhrchen mit Sehnengarn zu umwickeln, was nebenbei den Aufwand für eine Sehne deutlich reduziert. Diese Bauart hält bei gut gearbeiteten Wurfarmen auch sehr lange. Zum Dritten ist Diamondback recht rau, so dass ich es nicht mehr verwende. Halo oder ein vergleichbares, geflochtenes Mittengarn sind meine Favoriten.
Zur Auswahl des Sehnengarns möchte ich mbf unterstützen. Ich habe kurz hintereinander 8125 und FF verwendet und finde inzwischen, dass sich der Mehrpreis für 8125 nicht lohnt.
Gruß, Heiko
Hoyt Prodigy - Hoyt Velos 66" - Spigarelli ZT - Beiter Plunger - SureLoc Contender-X - Skylon Paragon 800/27,5"/100grn - Spidervanes - FF+ 15 Strang - Avalon Adjustable Bar - Gabriel Wizard - Fairweather Tab L
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mbf
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Re: Welche Sehne

Beitrag von mbf »

Sehnengarn... etwas habe ich noch vergessen: was schieße ich eigentlich? Hoffentlich kriege ich das noch rekonstruiert. Früher (schon ein paar Jahre her) wars mal FastFlight (war halt das Standardgarn), dann mal kurz Gigabow S1 (gibt's nicht mehr), dazwischen irgendwas, das ich nicht mehr zusammenkriege, Astro oder sowas (Geheimtipp vom Händler, siehe oben), 8125 (herrliches fluorgelb), aktuell LBS (mal was Neues). Mehr Ringe hat mir langfristig keines der Garne gebracht, habe diesbezüglich auch mal Garne parallel geschossen. Immerhin ist ein Wechsel des Sehnengarns recht unproblematisch (was wiederum zeigt, dass es recht unkritisch ist), so dass man, wenn eine Spule leer wird, bedenkenlos was Neues ausprobieren kann. Was mich bei einigen Garnen stört, ist der hohe Wachsauftrag, der für mich die Verarbeitung erschwert und unkontrolliert unnötige Masse drauf bringt (ja, Wachs kann man abziehen und ja, es macht nicht viel aus). Ich habs inzwischen gerne (fast) wachslos, so dass ich die fertige Sehne bei Bedarf kontrolliert wachsen kann. Das sind aber alles persönliche Befindlichkeiten.
Man könnte sicherlich noch viel schreiben und irgendwas fällt einem immer noch dazu ein... auf der anderen Seite gibt es irgendwie spannendere Themen, die auch mehr hergeben. Nicht, dass die Sehne unwichtig ist, auf keinen Fall, aber ich sehe da eben nur sehr begrenzt Optimierungspotenzial.

@Christoph
Macht es das wirklich leichter? Du hast jetzt nicht mal harte Kriterien, nach denen Du aussuchen kannst, sowas wolltest Du doch, oder? Nur eine Sammlung von persönlichen Einschätzungen... :mrgreen:

@heisem
Bei der Endenwicklung bin ich bei Dir. Da tuts laut einigen Aussagen auch was aus dem Angelbedarf, ist das gleiche Zeug, nur meist günstiger (für die Sparer unter uns). Ansonsten sollte ein Wurfarm auf keinen Fall die Sehne aufscheuern. Auch eine Endenwicklung geht dann kaputt und stellt somit keine dauerhafte Lösung dar. Wenn man sowas erkennt, hilft feines und feinstes Schleifpapier oder -vlies weiter. Das gilt mitunter auch für teure Wurfarme. Auch aus meiner Sicht bringt eine Öhrchenwicklung keine Vorteile, sondern macht nur zusätzliche Arbeit. Andere Schützen mögen ds anders sehen. Wenn mir jemand nachweist, dass das Ringe bringt, kannste mal sehen, wie schnell ich die Dinger umwickle... ;)
In der Mitte arbeite ich noch eine Spule DB auf, mal schauen, was ich dann nehme. Aber irgendwie wird das Zeug nicht alle, ich muss wohl mehr Sehnen bauen...
Grüße, Matthias

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ullr
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Re: Welche Sehne

Beitrag von ullr »

Hallole, ja das sind Erfahrungen mit Sehnen aus dem Anwenderbereich auf hohem Leistungsniveau. Stimmt alles, alles OK.

Jetzt auch mal ein paar Dönnekens aus dem Anfänger/Einsteigerbereich.
Wir (Edelgard und ich) bilden seit über zehn Jahren in einem Intensivkurs über neun Zeitstunden (6 Einheiten) Anfänger im Bogenschießen aus. Pro Jahr sind es 4-6 Kurse im Jahr zu je 6 Teilnehmern bei zwei Ausbildern. Also ein relativ hoher Aufwand, nix mit Schnuppern und so... :mrgreen:
Nichts ist frustrierender für den Ausbilder, zu Beginn des Kurses mit kaputten Material (Sehnen mit aufgegangenen Wicklungen, zerstörte Pfeilauflagen, defekte Visiere) zu kämpfen und das unter Beobachtung der Anfänger. Brrrrrr.... Diese Erfahrung macht man nur einmal. Ich jedenfalls.
Daraus resultieren meine jetzt geschilderten Erfahrungen.
Fast alle Sehnen, die von Händlern kamen, hatten minderwertige Wicklungen, egal ob Öhrchen- oder Mittenwicklung. Soweit es Mittenwicklungen waren, wurde diese durch Diamondback Garn ersetzt. Aus die Maus, keine Störungen mehr. Ging die Endwicklung auf (ja, manchmal bereits nach dem zweiten Kurs) wurde die Sehne weggeworfen und eine neue gebaut. Der Kurs umfasst auch die Einstellung des Mietbogens und -wenn die Kursteilnehmer in den Verein eintreten- auch die weitere Betreuung. Wie oft mußte ich die Mittenwicklung nach relativ kurzem Gebrauch erneuern... Ich biete den Betreffenden dann an, OK, ich mache Dir 'ne neue Sehne, FastFlight, DiamondBack, kostet 4.-€, das ist ungefähr der Materialpreis. Das giltet auch für Vereinsmitglieder... Diese Sehnen sind mehr oder weniger unkaputtbar und deshalb gebe ich da auch lebenslange Gewährleistung... :D Lach... :D Das ist natürlich so ganz ernst nicht gemeint.
Ich selber schieße seit Jahren die gleiche Sehne auf dem Recurve. Das einzige was passierte, war dass das Release (Feinwerkbau Viper) -leider kann ich nicht mehr mit normalen Tab schießen- tatsächlich das Mittenwicklungsgarn nach hohem Gebrauch regelrecht zerquetschte.
Gruß und klar doch,
"Gut Schuss!"
Christian
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mbf
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Re: Welche Sehne

Beitrag von mbf »

Naja, hohes Leistungsniveau nun nicht wirklich, ich bin froh, wenn ich es mal auf die DM schaffe, und da werden einem dann ganz schnell die Grenzen aufgezeigt...

Im Anfängerbereich gebe ich Dir recht. Da kann das Zeug nicht robust genug sein, habe selbst viele Jahre lang den Materialwart gegeben. Aber der Schütze mit eigenem Material hat da doch bald andere Wünsche, vor allem wenn man sie sich selbst erfüllen kann.

Aufs Selberwickeln bin ich übrigens gekommen, als ich eine richtig schlechte kommerzielle Sehne gekauft und nach kurzer Zeit weggeschmissen hatte: "So kriegst Du das auch hin..." Man sieht, es gibt überall ähniche Erfahrungen. Bereits Sehne Nr. 2 war schießtauglich. Ist ja auch kein Hexenwerk.
Grüße, Matthias

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test01
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Re: Welche Sehne

Beitrag von test01 »

@Christoph

schön, dass Du in unser Forum gefunden hast!
zum Thema:
Mit einer FastFlight+ macht man als Anfänger/Fortgeschrittener garantiert nichts falsch.
Wenn die gut gemacht ist, sind da problemlos 30000 Schuss drin.
Ich bastle zwar gern, aber 6.-Euro/Sehne ist für mich ok. Da tue ich
mir das Sehnenwickeln für ein/zwei Sehnen im Jahr nicht auch noch an.

Sehnenschatten: ich z.B. habe ein schwarzes Mittelteil und bewusst eine schwarze Sehne gewählt.
Das klingt erst mal widersinnig, da ich so keinen Kontrast habe und die genaue Position der Sehne auf dem Mittelteil nicht erkennen kann.
Daher habe ich habe einen senkrechten weissen Klebestreifen (ca. 15cm) auf das Mittelteil geklebt. Ist beim Zielvorgang dessen Überstand links und rechts der Sehne gleich, weiss ich recht genau, dass die Position stimmen muss. Bei einem Wettkampf gab es zwar erst Diskussionen, aber es ist wohl nach den Regularien erlaubt.
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