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Brille beim Schießen, Fern und Nah und so...

Verfasst: 7. Feb 2020, 14:36
von mbf
Nun hats mich auch erwischt. Der letzte Besuch beim Optiker war (a) teuer und (b) erstmal ernüchternd fürs Schießen.

Wie kams dazu? Kurzsichtig war meine Optik eigentlich schon immer, inzwischen gut 3 dpt auf beiden Augen (sph und ein bisschen zyl). Das wäre nicht das Problem, das hat die letzten Jahre auch gut funktioniert. Aber irgendwann schlägt das Alter zu und der Nahbereich verschiebt sich in die Ferne (Akkomodation lässt grüßen). Also musste eine neue Alltagsbrille her, was auch noch dadurch forciert wurde, da meine bisherige Brille das Zeitliche gesegnet hat (ich hatte noch eine identische Zweitbrille, aber die passt jetzt nicht mehr optimal). Da kam dann der teure Part ins Spiel, Gleitsicht mit fast allen Schikanen. Funktioniert auch gut, keine Frage. Im Alltag. Der bekannte Nachteil von Gleitsichtgläsern ist die abnehmende Bildqualität im Randbereich.

Zwei Posts aus einem anderen Topic, und damit quasi eine Ausgliederung des Themas:
bkr_hro hat geschrieben: 12. Jul 2019, 10:22 Mein Optiker hat mir und meiner Frau erklärt, warum eine Gleitsichtbrille bei unserem Sport nicht passt.
Schafft es denn jemand, so durch die Brille / das "Glas" zu gucken, wie man's normalerweise tut, beim normalen Gehen, Autofahren ... ?
Nee, wir sehen schräge und doch eher am Rande der Linse durch sie hindurch.
Zumindet ich bekomme den Kopf gar nicht mehr weiter rumgedreht.
Und da gibts dann Verzerrungen, Unschärfen usw, wie bei jeder Linse, und bei der Gleitsicht noch viel mehr, aufgrund der verschiedenen "Krümmungen", der inenander übergehendenSichtbereiche.
Also schieße ich mit einer normalen Fernbrille - ja, das ist beim Schreiben dann "etwas" unscharf, oder ich muss drunter durch gucken.

Aber den sogenannten Sehnenschatten am MT zu positionieren ... in meinem Fall an dessen rechtem Rand ( und nicht am Tunnel ) - so hab ichs gelernt, vor vielen Jahren.

Und ich weiß, es ist ein tolles Streitthema, was nun scharf und was unscharf sichtbar sei.
Für mich gilt: Ziel scharf, Visier unscharf.
Geht nicht anders, jedenfalls nicht mit meinen Augen. Wohlbemerkt: mit, nicht in.
Beim unscharfen Ziel erkenne ich nicht mal mehr die Scheibennummer.

Augen sind sowas von Speziellen und Individuelles.
heisem hat geschrieben: 12. Jul 2019, 16:51 Ich weiß, dass wir jetzt schon OT sind, aber dies noch zur Gleitsichtbrille. Ich habe schon insgesamt etwa 600 Euro für eine Split-Brille und eine mit verschobenem optischen Mittelpunkt investiert und beides hat nicht funktioniert. Im Moment geht es mit meiner vorletzten Gleitsichtbrille mit Premiumglas mit besonders breitem Sichtfeld recht gut. Bei meiner neuen, nicht ganz so teuren Brille komme ich beim Zielen aber wieder in den Grenzbereich zweier Glasstärken. Die ältere muss ich also pflegen.
Aber eine spezielle Schießbrille kann ich mir als Feldbogen- und 3D-Schütze nicht vorstellen. Sollte die derzeitige mal kaputt gehen, würde ich wieder nach einer Gleitsichtbrille mit maximal größtem Sichtfeld suchen.
Gruß, Heiko
Heiko, welches Glas (Hersteller) hast Du da drin? Ich habe hier SiiA von R+H, wie gesagt, ist ein guter Allrounder, aber nicht mehr. Ich meine, Zeiss hat da spezielle Varianten im Angebot. Aber bringts das wirklich?

Um oben anzuknüpfen: "Funktioniert auch gut, keine Frage. Im Alltag." Beim Schießen nicht. Da werde ich wohl auf eine Einstärkenvariante umstellen müssen oder gibt's grundsätzlich gesehen andere, bessere Empfehlungen? Ein Knoblochgestell ist jetzt nicht mein Favorit...

Beim Schießen habe ich das Ziel scharf (entstanden, als ich viel Blank geschossen habe), das habe ich fürs Visier nicht umgestellt. Habs mal versucht, ein Graus. Solche Angewohnheiten kriegt man so schnell nicht umgestellt.

Re: Brille beim Schießen, Fern und Nah und so...

Verfasst: 7. Feb 2020, 16:23
von DrJ
Ich hatte das gleiche Problem. Ich habe es dahingehend gelöst, dass ich für den Alltag eine Gleitsichtbrille habe und zum Schießen verwende ich eine leicht orange-braun getönte Brille in einer Stärke. Die Tönung verstärkt das Kontrastsehen. Komme damit sehr gut zu recht. Nachteil, ich muss beim Schreiben immer unter der Brille durchgucken. :lol:

Grüße
Jürgen

Re: Brille beim Schießen, Fern und Nah und so...

Verfasst: 7. Feb 2020, 16:35
von heisem
mbf,
die bisherige ist eine Gleitsichtbrille von Apollon, zweithöchste Qualitätsstufe von 2017/18. Hat mich knapp 800 € gekostet. Kürzlich habe ich das Testseher-Angebot von brillen.de mit dem Festpreis von 199 € ausprobiert, und ich muss sagen, ich bin ziemlich zufrieden. Wir haben bei der Brille den optischen Mittelpunkt um 2 mm tiefer gesetzt, so dass der Gleitsichtbereich etwas heruntergezogen ist. Das ist für vieles, außer Bildschirmarbeit, sehr angenehm und ich habe beim Schießen das Ziel nun nicht mehr im optischen Grenzbereich. Das Gestell habe ich danach ausgesucht, dass es den Sehbereich über dem Nasenrücken bestmöglich trifft.
Grüße, Heiko

Re: Brille beim Schießen, Fern und Nah und so...

Verfasst: 7. Feb 2020, 20:20
von bkr_hro
meine "Fernbrille" ist auch eine Einstärkenbrille.
ich müsste mal testen, ab wie viel Meter ich damit scharf sehe und wie nah alles relativ unscharf ist.

Re: Brille beim Schießen, Fern und Nah und so...

Verfasst: 7. Feb 2020, 21:27
von DrJ
Meine Brille ist so eingestellt, dass ich in einem Nahbereich bis 1-2m recht scharf sehe und natürlich auch auf die Entfernung. Nur mit dem Lesen klappt es eben nicht. Die Einstärkenbrille hat einen klaren Vorteil ggü. Gleitsicht, finde ich. Ich habe mich darüber mit einem Optiker unterhalten, der selbst auch Bogenschütze ist und der hat mir zur Einstärkenbrille geraten.

Re: Brille beim Schießen, Fern und Nah und so...

Verfasst: 8. Feb 2020, 20:58
von Kitty
Ich habe heute mit einem Bogenschützen über das Thema gesprochen. Er hat eine Brille in der unten Stellen (sichtbar) eingebaut sind, um den Schießzettel lesen zu können. Gleitsichtbrillen gingen für ihn beim Schießen auch nicht.
Ich selbst habe das Problem Altersweitdichtigkeit/altersschwache Linse noch nicht. Aktuell bin ich "nur" eine kurzsichtige Blindschleiche.

Re: Brille beim Schießen, Fern und Nah und so...

Verfasst: 8. Feb 2020, 21:58
von heisem
Vielleicht hier noch mal ein Hinweis zur Gleitsichtbrille. Ich bin altersweitsichtig, schieße in der Halle, auf dem Platz, aber eben auch Feldbogen und 3D im Gelände. Eine Schießbrille könnte ich mir maximal in der Halle und auf dem Platz vorstellen, auf gar keinen Fall jedoch im Gelände. Hier muss ich jederzeit auf alle Entfernung hinreichend gut sehen können. Nach meiner Kenntnis bleibt hier nur die Gleitsichtbrille.
Grüße, Heiko

Re: Brille beim Schießen, Fern und Nah und so...

Verfasst: 9. Feb 2020, 11:39
von landbub
Komme mit der Gleitsicht gut zurecht. Die höchste Güte von Rohdenstock, da kostet ein Glas aber auch so um die 600 EUR glaub ich.
Schiesse aber derzeit noch mit der normalen, die Kurzsichtigkeit kompensierende Brille. Hab da eine "Blechbrille" von IC!Berlin, wo halt der Rahmen quasi nicht sichtbar ist, wenn man über die Nase durchs Peep schaut. Sprich: an der Gleitsicht müsste ich mich an den dickeren Rahmen gewöhnen

Re: Brille beim Schießen, Fern und Nah und so...

Verfasst: 10. Feb 2020, 09:07
von mbf
@Kitty
Jaja, so war meine Optik bisher auch. Und dann kam der Sehtest... ;)

@all
Danke schonmal für die Infos. Jetzt 2 Gedanken von mir, einmal Theorie und einmal Praxis.

Erst die Theorie, da es um die zu beschaffende Brille geht. Der von Heiko vorgeschlagene Ansatz mit Weitbereich-Gleitsicht (es gibt da spezielle Gläser, die einen erweiterten Fernbereich und einen kastrierten Nahbereich haben) mit ggf. leicht nach unten versetzten Glas hat was. Wenn ich bei meiner aktuelle Brille am äußersten linken oberen Rand durch das Glas schiele, ist die Darstellung dort scharf, viel kanns nicht sein, was man da machen müsste. Dann stoße ich aber auf ein weiteres Problem bei Gleitsicht. Da mein Schwerpunkt im Feld liegt (ich schieße zwar auch alles andere, von der Hallenliga bis zur 1440er Runde), ist die Lauferei ein Thema. Mit Gleitsicht ist es schwer, mal eben nach unten zu schauen, wenn man in schwierigerem Gelände nach seinem Weg sucht. Werde wohl mal eine Einstärkenvariante testen, evtl. mit Leseeinschliff, sowas wollte ich mir ohnehin als günstigere Backupbrille zulegen.

Dann die Praxis. Wenn meine Vereinskollegen hier mitlesen, kriege ich Haue. Am Wochenende war Liga. OK, aufgrund meiner aktuellen familiären Situation komme ich kaum zum Training, weswegen meine Kondition ziemlich im Keller ist. Das war aber nicht das Problem, das kann man bei der Mannschaftszusammenstellung einplanen. Es ging mit der etwas überstürzten Abreise los. Schnell Ligaoutfit angezogen, Bogenkoffer geschnappt und ab ins Auto. Angekommen, Bogen aufgebaut, die alte Brille gesucht, mit der ich eigentlich schießen wollte, da mein aktuelles Glas bestenfalls ein verschwommenes Visier vor einer Auflage im fernen Dunstkreis liefert (kann man mit Worten kaum beschreiben). Ja, die Brille... hatte ich etwas von einer überstürzten Abreise geschrieben? Die alte Brille lag warm und trocken auf meinem Schreibtisch. Welche Option hatte ich? Gar keine. Also auf zum Einschießen. Wie gesagt, Schießen mit Visier und (!) Auflage unscharf ist auch mal eine tolle Erfahrung. Nein, ist es nicht... Komfortabel war das auf keinen Fall. Ich hatte noch den Vorteil, dass ich auf Vollscheiben schießen durfte, was das Orientieren etwas leichter machte - eine Hallenrunde mit 12 Spots auf der Scheibe wäre eine Suchhölle. Auch wäre eine Entfernungsmessung im Feld damit schlicht unmöglich. Lange Rede kurzer Sinn, am Ende war ich überrascht, wie gut es -zumindest vom Ergebnis her- klappte. In einem Match müsste ich einen Schnitt von 9kommanichtschlecht gehabt haben, was zeigt, dass es doch immer irgendwie geht. Das Hirn ist wirklich sehr gut drin, etwas ungefähr und verschwommen Kreisförmiges mit eckigen Rändern vor etwas noch mehr Verschwommenem mit unklaren Farbkonturen zu zentrieren. Immerhin das war eine zusätzliche trainingstheoretische Erkenntnis. Aber für die Praxis muss 'ne andere Brille her.

Re: Brille beim Schießen, Fern und Nah und so...

Verfasst: 10. Feb 2020, 17:41
von ullr
Hallo Matthias, Danke für Deine ausführliche und humorvolle Schilderung. ;)
Jetzt noch eine Frage: Konntest Du ohne passende Brille das Visierkorn scharf sehen? Wenn ja, hast Du eine Erklärung für dein neunkommanichtschlecht
Ergebnis. Und hier liegt ein hübscher Hund begraben: Meine Meinung über Ausbildung und Betreuung der Schützen im DSB ist ja ziemlich bekannt, damit bin ich nicht wirklich zufrieden.
Aber:
Die Lehrposter vom Deutschen Schützenbund über sämtliche Schießsportdisziplinen zeigen wie das Visierbild auszusehen hat: Visierkorn scharf, Kimme/Diopter/Sehne unscharf und Ziel ebenfalls unscharf.
Gruß und klar doch,
"Gut Schuss!"
Christian