Bergaufschießen

Fragen, Themen die sich mit dem Pfeil und dem Pfeilflug an sich befassen
Goldenarrow
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Bergaufschießen

Beitrag von Goldenarrow »

Hallo Leute,

ich hätte gerne eine mathematische Begründung warum es für manche flache Winkel beim Bergaufschießen notwendig ist, drüber zu halten. Ich schieße 3D Blankbogen und mache auch den notwendigen Hüftknick. Die übliche Erklärung für Bergauf und Bergabschießen, einfach nur die horizontale Distanz zum Ziel zu verwenden kann nicht stimmen, das ist zu simplifizierend und würde auch fälschlicherweise bedeuten, das man Bergauf immer drunterhalten muß, was nicht immer richtig ist.
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ullr
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Re: Bergaufschießen

Beitrag von ullr »

Goldenarrow hat geschrieben: 29. Dez 2019, 09:32 Hallo Leute,

ich hätte gerne eine mathematische Begründung warum es für manche flache Winkel beim Bergaufschießen notwendig ist, drüber zu halten. Ich schieße 3D Blankbogen und mache auch den notwendigen Hüftknick. Die übliche Erklärung für Bergauf und Bergabschießen, einfach nur die horizontale Distanz zum Ziel zu verwenden kann nicht stimmen, das ist zu simplifizierend und würde auch fälschlicherweise bedeuten, das man Bergauf immer drunterhalten muß, was nicht immer richtig ist.
Richtig. Die stimmt nicht.
Mathematisch ist es abstrakt und relativ schwer zu erklären.
Einfacher geht es so: Die Flugbahn wird "rasanter", also weniger gekrümmt. Im Extremfall ist der Schuß seknrecht nach oben, genauso wie der senkrecht nach unten eine Gerade. Egal ob das Ziel höher oder tiefer als Dein Zielauge ist, die Flugbahn wird immer "flacher" sein als bei dem Schuß auf der waagerechten Ebene.
Der Spruch:
"Ob rauf oder runter, halt drunter!" ist schon richtig. Der Rest ist einfach Erfahrung. Und klar ist auch, ein Schätzfehler in der Entfernung wirkt sich ziemlich heftig aus Und macht das Zielproblem bei Bergauf/Bergab noch komplizierter. Fällt mir gerade noch ein: Man kann hier keine Flugbahn als "Idealparabel" im luftleeren Raum rechnen, noch nicht mal überschlägig. Man muß den Luftwiderstand mit berücksichtigen. Diese "Gemeinheit" wird Feldbogenschützen bitter bei langen Entfernungen bewußt.
Gruß, einen guten Rutsch in die nächste Dekade und klar doch,
"Gut Schuss!"
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heisem
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Re: Bergaufschießen

Beitrag von heisem »

Bei flachen Winkeln ist ein leicht höherer Abschusswinkel als bei ebenerdigen Zielen notwendig. Beispiel: Wir hatten früher einen Platz, da lag die 70 m Linie etwa 1 m über der Schießlinie. Wenn ich auf anderen Plätzen schoss, konnte ich gleich 69 m einstellen.
Im Feldbogen gilt das messbar für weite Entfernungen größer 40 m und bei etwa 3-5° Steigung. Bei 8-10° Steigung muss ich z. B. nichts zu- oder abrechnen. Die Abweichung hängt von vielen individuellen Faktoren ab und ist daher Erfahrungssache.
Gruß Heiko
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Re: Bergaufschießen

Beitrag von Goldenarrow »

Danke an euch für die Erklärung. Mir ist dies auf unserem 3D Parcours aufgefallen. Überall muß man etwas abziehen, mit einer großen Ausnahme. Wir haben da ein Nyala auf 32m, ca 5 Grad bergauf. Da muß ich trotz Hüftknick, unbedingt 1 bis 2m dazugeben um das Innenkill zu treffen, warum das so ist, weiß ich allerdings immer noch nicht so genau.
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ullr
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Re: Bergaufschießen

Beitrag von ullr »

Goldenarrow hat geschrieben: 30. Dez 2019, 12:50 Danke an euch für die Erklärung. Mir ist dies auf unserem 3D Parcours aufgefallen. Überall muß man etwas abziehen, mit einer großen Ausnahme. Wir haben da ein Nyala auf 32m, ca 5 Grad bergauf. Da muß ich trotz Hüftknick, unbedingt 1 bis 2m dazugeben um das Innenkill zu treffen, warum das so ist, weiß ich allerdings immer noch nicht so genau.
Eine Nebenbemerkung:
Mit dem Hüftknick, ich bringe den Schützen/Innen die es von mir wissen wollen, auch bei, änderst Du ja nur Deine Körperhaltung, aber nicht den Abschußwinkel des Pfeiles. Der ist definiert durch das Visierkorn/Pfeilspitze, die Auszugslänge und den senkrechten Abstand Zielauge-Anschlagpunkt im Gesicht.
Gruß und klar doch,
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heisem
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Re: Bergaufschießen

Beitrag von heisem »

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Re: Bergaufschießen

Beitrag von Goldenarrow »

Christian: Mache ich keinen Hüftknick, wird die Auszugslänge kürzer und der Schuß wird noch kürzer und trifft zu tief.
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Re: Bergaufschießen

Beitrag von Goldenarrow »

Heisern: Das ist die beste Erklärung die ich bis jetzt zu diesem Thema gelesen habe, danke dafür!
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ullr
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Re: Bergaufschießen

Beitrag von ullr »

Goldenarrow hat geschrieben: 30. Dez 2019, 18:20 Christian: Mache ich keinen Hüftknick, wird die Auszugslänge kürzer und der Schuß wird noch kürzer und trifft zu tief.
Ja, natürlich. Deine Auszugslänge mußt Du schon einhalten. Ich sag ja, Blankbogen ist sie schwierigsten Bogensportdisziplin. Da beisst die Maus keinen Faden ab.
;)
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Re: Bergaufschießen

Beitrag von ullr »

heisem hat geschrieben: 30. Dez 2019, 14:20 http://www.bs-pfaffenwinkel.de/download ... reindl.pdf
Viel Spaß beim Studium!
Ja, ich kann die einzelnen Angaben nicht vollständig nachvollziehen.
Aber eine Aussage ist ganz klar falsch, und zwar die Aussage, dass der Luftwiderstand keine Rolle spielt. Ich habe mal ein Beispiel mit seinen Bedingungen gerechnet:
Entfernung 60m
Anfangsgeschwindigkeit: 60m/s
Pfeildurchmesser 5,5mm, Pfeilmasse 0,019kg.
Der cw Wert wurde mit 5,3 angenommen, damit habe ich bei praktischen Überprüfungen ganz gute Erfahrungen gemacht. Park geht, wenn ich mich recht erinnere von 4,2 in einigen Fällen aus. Standardatmossphäre.
Mit diesen Angaben trifft der Pfeil das Kreuzchen. Der Abgangswinkel ist da 5,1°
Wird unter gleichen Bedingungen ohne Luftwiderstand gerechnet, trifft der Pfeil 0,4m höher. Um das auszugleichen, wäre eine Visierverstellung um ca 7mm notwendig. Vergleicht man den Geschwindigkeitsverlauf, so sieht man, dass unter normalen Bedingungen die Pfeilgeschwindigkeit kontinuierlich abnimmt. Das ist bei Rechnungen ohne Luftwiderstand nicht der Fall. Dort nimmt die Pfeilgeschwindigkeit bis zur Mitte der Entfernung kontinuierlich ab, und dahinter steigt sie wieder an.
Wenn man das weiß, sind irgendwelche Aussagen die auf Überlegungen im luftleeren Raum basieren für die Katz. Da sollte man eher seiner eigenen praktischen Erfahrung vertrauen.
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