Tiller, Nockpunkt & Druckpunkt

Alle Themen die das Zusammenspiel von Pfeil und Bogen samt zugehöriger Tests betreffen
NichtMehrDa01

Re: Tiller, Nockpunkt & Druckpunkt

Beitrag von NichtMehrDa01 »

ullr hat geschrieben: 4. Dez 2020, 09:57 Je konstanter der Druckpunkt, umso geringer werden die Änderung der Drehrichtung und die Geschwindigkeit des Drehens. Das letztere wird durch eine starre Stabilisation (lange Stangen, Masse an der Stange vorne) ziemlich stark verkleinert und durch Gummipuffer (Türstopper) in der Stabilisation verschlechtert.
Und die Türstopper :lol: sind kontraproduktiv, weil sie die Masse vom Bogen entkoppeln und somit den Effekt der Massenträgheit reduzieren?

Grüße,
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mbf
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Re: Tiller, Nockpunkt & Druckpunkt

Beitrag von mbf »

Ja. Und wenn's ganz doof läuft, erwischst Du Deine "Zitterfrequenz" und das Ganze kann sich aufschaukeln. Da muss man aber Masse m.E. ziemlich weich für ankoppeln. Ein wenig, hart angekoppelt, kann das Geräusch des Bogens etwas dämpfen, aber mehr bringt irgendwann nichts mehr.
Grüße, Matthias

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ullr
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Re: Tiller, Nockpunkt & Druckpunkt

Beitrag von ullr »

mbf hat geschrieben: 4. Dez 2020, 16:22 Ja. Und wenn's ganz doof läuft, erwischst Du Deine "Zitterfrequenz" und das Ganze kann sich aufschaukeln. Da muss man aber Masse m.E. ziemlich weich für ankoppeln. Ein wenig, hart angekoppelt, kann das Geräusch des Bogens etwas dämpfen, aber mehr bringt irgendwann nichts mehr.
:lol:
Jo, Matthias. Kompliment. Super auf des Pudels Kern gebracht...
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DrJ
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Re: Tiller, Nockpunkt & Druckpunkt

Beitrag von DrJ »

Spannendes Thema. Kann zwar nichts dazu beitragen, aber spannend zu lesen. Weiter so.
Wollte ich nur mal los werden. :D
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Re: Tiller, Nockpunkt & Druckpunkt

Beitrag von Abow »

Ja spannend, auch zu Theorie vs. Praxis:
manche Top-Schütz/inn/en setzen gleich
4 XXL-Gummipuffer ("Türstopper") mit
schweren Gewichtsaufbauten ein.
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mbf
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Re: Tiller, Nockpunkt & Druckpunkt

Beitrag von mbf »

Ja, sieht man. Die Profis haben aber auch 500 Pfeile pro Tag, um so etwas auf sich maßzuschneidern und auf ihren Stil und den Rest des Equipments einzujustieren. Als Hobbyschütze sehe ich da eher zu, dass ich mit minimalem Aufwand ein funktionables Setup hinbekomme, vor allem, wenn die Gefahr besteht, dass ich mich verzettele. Erstmal KISS, danach kann man weitersehen.

Von reinen "Schütze XY macht das aber so und so..." halte ich nicht viel, wenn man nicht exakt den Hintergrund kennt. Frangilli? Ruban? Olympisches Gold. Glückwunsch und Respekt. Aber kopierenswerter Stil? Näh. Und genau so ist es beim Material.

Die Frage ist auch, aber welcher Ringzahl sich eine Stabioptimierung jenseits eines "Masse passt und Schwerpunkt liegt vorne unten" lohnt?
Grüße, Matthias

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ullr
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Re: Tiller, Nockpunkt & Druckpunkt

Beitrag von ullr »

Abow hat geschrieben: 4. Dez 2020, 18:56 Ja spannend, auch zu Theorie vs. Praxis:
manche Top-Schütz/inn/en setzen gleich
4 XXL-Gummipuffer ("Türstopper") mit
schweren Gewichtsaufbauten ein.
1.Der Haken bei den Spitzenschützen ist unter anderem: Sie kriegen ihr Geraffel, wenn etwas Neues herauskommt gestellt. Dh. sie sind in den meisten Fällen bei ihren Stellungnahmen befangen.
2. Das hat Matthias schon gesagt, es ist nicht das Gelbe vom Ei, zu versuchen, sich von einem Spitzenschützen Stil und Equipment, ohne kritisch zu hinterfragen, abzugucken. Meistens ist der Spitzenschütze ein Berufsschütze der unter ganz anderen Umständen schießt als der normale Amateur. Der verkraftet unsinnige Ausrüstungsteile viel besser als Schütze Normalo. Hier seien nur die abklappbare Pfeilauflage von Gabriel, Der Magnetklicker und die Gummiteile von Doinker erwähnt.
Gruß und klar doch,
"Gut Schuss!"
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b_der_k_te
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Re: Tiller, Nockpunkt & Druckpunkt

Beitrag von b_der_k_te »

NichtMehrDa01 hat geschrieben: 27. Nov 2020, 16:06 a) Wenn ich in der Griffschale einen eher hohen Druckpunkt habe, dann landen meine Pfeile tendenziell tiefer, als wenn ich einen eher tiefen Druckpunkt hätte. Richtig?
Zurück nochmal zu der Frage. Diese Erfahrung habe ich allerdings auch gemacht. Bin einer der mit einem recht tiefen Druckpunkt schießt.
Kurzer Abschweif:
Für einen hohen Druckpunkt braucht man ein muskulär sehr stabilisiertes Handgelenk weil in dieser Gelenksstellung die Knochen sich nicht optimal selbst aufeinander abstützen können. Bei Hoyt waren (und sind?) Griffschalen populär die für hohe Druckpunkte ausgelegt sind. (Das sind die mit unten einer weiten Ausladung sodaß die Fläche noch weiter weg von der Senkrechten tendiert. So rutscht man auch mal schnell in den Pivot Point, dem "tiefsten" Punkt am Hals der Griffschale. Hoyt war mit dem Verkaufen erfolgreich weil sie es mit den Weltklasseschützen vermarktet haben - und die haben ein stabiles Handgelenk... Das ist auch so ein Beispiel bei dem sich Hobbyschützen etwas für sich selbst Falsches bei anderen abschauen und -kaufen. Technisch ist ein hoher Druckpunkt, ganz nah an der Pfeilauflage, der Richtige. Aber die Wenigsten können den dort auch beherrschen.


Also, bei mir: tiefer Druckpunkt und die Pfeile landen höher als bei einem hohen Druckpunkt.
Ich erkläre mir das so (erhebe aber keinen Anspruch auf Richtigkeit) - ähnlich wie in Deinem Extrembeispiel:
Der vertikale Abstand zwischen Druckpunkt und den Zugfingern ist größer. Dadurch richtet sich der Bogen im Vollausschlag schon etwas höher aus. Ullr würde sagen, der Elevationswinkel ist größer. Die Anfangsbedingung beim Abschuß ist also schon so das der Bogen höher ausgerichtet ist. Das dürfte sich noch stärker auswirken als eine etwas schnellere "Rückdrehung" des Bogens wenn er den Pfeil beschleunigt. Wobei, ich schieße olymp. Recurve, also mit satter Stabilisation. Bei anderen Bogenklassen könnte es anders ausgehen.
Das heißt aber immer noch das der Druckpunkt von Schuß zu Schuß gleich bleiben muß!

Was mich zu einem weiteren Abschweif führt.
Viele Schützen verändern ihre Griffschalen um sie an sich selbst anzupassen. Eben um den Druckpunkt deutlich wahrnehmbar zu haben, damit man nicht rutscht und sonstige Dinge. Ich z.B. versuche zu vermeiden das ich außer dem Druckpunkt-Bereich noch andere (seitliche) Berührungen der Bogenhand mit dem Griff habe. Andere brauchen wiederum eine Möglichkeit den Bogen "führen" zu können.
Und falls man mal doch im Griff rutscht, dann sollte der so geschaltet sein das man "in" den Griff hinein rutscht - in die stabile Lage. Manche TrainerInnen verabreichen ihren Schützlingen Handcremen, Sonnencreme oder gar Pflanzenöl in die Bogenhand um zu zeigen das man auch wunderbar in die Griffschale hinein rutschen kann, um genau dort den perfekten Druckpunkt zu finden.
Allgemein gilt auch, je kleiner der mögliche Druckbereich ist, desto besser weil definierter. Bei Compoundbögen sieht man das. Dort sind die Grifflächen sehr schmal. Das geht wenn die Bogenkraft bei Vollauszug nicht so hoch ist. Bei Recurve muss man ausprobieren was noch Sinn macht.
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ullr
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Re: Tiller, Nockpunkt & Druckpunkt

Beitrag von ullr »

b_der_k_te hat geschrieben: 5. Dez 2020, 13:01 ...
Allgemein gilt auch, je kleiner der mögliche Druckbereich ist, desto besser weil definierter. Bei Compoundbögen sieht man das. Dort sind die Grifflächen sehr schmal. Das geht wenn die Bogenkraft bei Vollauszug nicht so hoch ist. Bei Recurve muss man ausprobieren was noch Sinn macht.
Ich nehme mal diesen Punkt aus Deinem ausgezeichnet Post heraus.
Ja, das ist vernünftig, die Kontaktfläche Hand/Bogen so klein wie möglich zu halten. Compounder haben es da einfacher, weil die Endhaltekraft des Coumpounds deutlich kleiner ist. Beim Recurve wird man recht schnell an eine Schmerzgrenze stoßen. Ich denke, ein selber angepasster Griff bringt aber schon Vorteile:
Die Kontaktfläche mit der Hand sollte so klein wie möglich sein.
Er sollte zwei scharfe Kanten haben, damit man die gewünschte Haltung so genau wie möglich wiederholen kann
Merke: "Handschmeichler" sind keine guten Waffengriffe. Da liegen auch Erfahrungen aus dem Pistolenbereich vor.
Gruß und klar doch,
"Gut Schuss!"
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Re: Tiller, Nockpunkt & Druckpunkt

Beitrag von NichtMehrDa01 »

@b_der_k_te Vielen Dank, auch für die "Ausschweifungen", die ich wirklich interessant zu lesen fand. Leider habe ich mit dem neuen Bogen noch nicht viele Erfahrungen sammeln können, aber es scheint, als ob es mir damit deutlich leichter fallen würde, einen tieferen Druckpunkt zu halten. Ab und zu rutscht mir mal einer hoch links raus, aber das kann gut daran liegen, dass ich es dann mit dem Druckpunkt zu übermotiviert angegangen bin. ;) Ich schätze, es dauert einfach seine Zeit, ein gutes und konstantes Gefühl dafür zu entwickeln.

Grüße,
Andreas
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