b_der_k_te hat geschrieben: ↑17. Jul 2022, 11:21
Dann lenken wir diese Diskussion doch mal um auf die reine Anfängerausbildung.
Ullr, wie bringt man einem Schützling die klare Meinung des Meisters bei? Sagen wir mal bei der von Dir beschriebenen Überprüfungsmethode (Meister steht vor dem Schützling der ohne Pfeil auf in visiert) kommt heraus das Mittenanker und Nasenspitze an der Sehne paßt, aber das Leitauge rechts von der Sehne ist. Der Schützling hat die Sehne demnach links im Visierbild, weit weg vom Korntunnel. Was macht da der Meister? Ist es mit erklärenden Worten erledigt?
Das erste ist, das Leitauge des Anfängers
eindeutig festzustellen:
Der Anfänger stellt sich hin, beide Fußspitzen an der Schießlinie, und bekommt eine Luftpistolenschießscheibe, in die in der Mitte ein ca 1cm großes Loch geschnitten ist. Diese Blende fasst er mit beiden Händen, von sich gestreckt, die unbedruckte Seite zum Gesicht gerichtet,
hält beide Augen auf, und zieht sie
langsam zum Gesicht, bis die Blende die
Nasenspitze berührt. Das Loch steht dann genau vor
seinem Leitauge. Der Ausbilder beobachtet das sehr aufmerksam schräg von der Seite, damit der Anfänger nicht schummeln kann. Das Leitauge bestimmt, ob der Anfänger Rechtshand- oder Linkshandschütze ist, und bekommt die entsprechende Ausrüstung in die Hand gedrückt.
Das zweite ist, der Ausbilder zeigt dem Anfänger, wie er den Bogen zu spannen hat. Und da hilft es überhaupt nicht, irgendetwas vom "Kraftdreieck" zu schwafeln, sondern er muss sich genau die Anthropometrie des Schützen ansehen und dann die optimale Stellung zwischen Bogenarm-Schultergelenke, Anschlag im Gesicht, Höhe des Zugellenbogens zu ermitteln. Er berät und korrigiert die Haltung des Anfängers.
Das dritte ist, dem Anfänger wird das Zielen (Richten des Visierpins) auf einen 10m entfernten Zielpunkt (z.B. Luftpistolenscheibe). beigebracht. Der Anfänger hat keinen Pfeil, er spannt den Bogen und entspannt ihn wieder ohne die Sehne loszulassen.
Wenn das erledigt ist, und der Anfänger hat einen guten Auszug und einen guten reproduzierbaren Stand, stellt sich der Ausbilder ca 5m vor den Anfänger und fordert ihn auf, in sein (des Ausbilders) Leitauge zu zielen. Der Ausbilder kann nun dem Anfänger eindeutig sagen, den Kopf ein klitzebißchen nach links oder rechts zu drehen, damit im Visierbild des Anfängers die Sehne den Visierpin tangiert.
Das übt der Anfänger, und der Ausbilder kontrolliert den Auszug und ab und zu dazwischen den Zielvorgang. Läuft es zur Zufriedenheit beider, kann der
erste scharfe Startschuss
mit Pfeil fallen.
In der letzten Zeit, in der ich ausgebildet habe, habe am Ende der Ausbildung von jedem Anfänger ein Kinegramm angefertigt und habe ihm an Hand dieses Kinegramms erklärt, ich welchen Grenzen sein Anschlag geändert werden kann. Es gibt da nur individuelle Lösungen, die von Körperbau des Anfängers anhängen.
Nebenbemerkung: Als das Geschwätz über "Kraftdreiecke" aufkam Ich habe es erlebt, dass C-Trainer versucht haben, ihren Schützlinge ein Kraftdreicke Bogengriff -Schulter-Zugoberarm aufzuzwingen. Das ist kompletter Unsinn.
Hier die endgültige
Zerlegung des "Kraftdreieckes"
Gruß und klar doch,
"Gut Schuss!"
Christian