Sebastian Rohrberg hat geschrieben: ↑10. Feb 2023, 20:10
Moin.
Ich habe eine Frage.
Sollte der Schuss, im Speziellen der Endzug, bewusst oder unterbewusst ausgeführt werden?
Ist es möglich sein Unterbewusstsein zu schulen den Schuss perfekt auszuführen, oder ist es das Muskelgedächtnis das uns hilft die Bewegung perfekt auszuführen?
Hallo Sebastian,
da Du ja schon "
ein wenig" Erfahrung im Bogensport hast (kleiner Scherz am Rande
), hat sich Dein gesamter Schussablauf schon sehr konditioniert. Dadurch laufen die meisten Steps im Unterbewusstsein ab (siehe Bild 1)
1.png
Nun ist es aber so, dass wir beim Schussablauf nicht alles im Unterbewusstsein abarbeiten, sondern das Bewusstsein immer wieder "reinspringt" und die Kontrolle übernimmt.
Nun bist Du schon so lange in dem Sport drin, dass sich die neuronalen Verbindungen sehr
gestärkt haben, dass Dein Gehirn hier sicher sehr schnelle Steps machen kann, also sehr schnell zwischen Unterbewusstsein und Bewusstsein hin- und herschaltet. (Siehe Bild 2)
2.png
Was uns eigentlich vom immer wieder gleichen/perfekten Schuss abhält sind unsere, ich nenne es mal
Zweifel, dass wir dem Unterbewusstsein wirklich vertrauen können.
Dazu kommen natürlich sehr viele andere, mögliche Störfaktoren. Witterungen, Licht, Mitstreiter, Leistungsdruck usw...
Als eine sehr gute Möglichkeit, sich bestmöglich auf ein Turnier
"als geschlossenen Rahmen" vorzubereiten, sehe ich immer noch das Achtsamkeitstraining, was es dem Schützen ermöglicht, sich wirklich ganz auf sich und seinen Schussablauf zu konzentrieren. Vielleicht hast Du dazu den Artikel im BSM 06/2022 gelesen. Dabei geht es, wenn man das regelmäßig macht (auch außerhalb des Sports immer wieder), nicht nur darum, dass man frei von störenden Gedanken in seinem Training oder Turnier sein kann, sondern es über Zeit ermöglicht, sich noch besser auf das zu konzentrieren, was man gerade im Moment tut.
Ich habe über die Jahr viele unterschiedliche Schützen aus allen Leistungsbereichen kennen gelernt und dennoch gab es nie eine einheitliche Aussage darüber, wer sich wo wann auf was genau konzentriert. Das wäre ja dann eher ein Indiz dafür, dass das Meiste unbewusst abläuft, oder? Ob dem wirklich dann so ist, ist für den Schützen selbst oft nicht genau festzustellen.
Um nochmal auf Deine Fragen direkter einzugehen:
Durch die Langzeitpotenzierung schulen wir unser Gehirn, in seinen neuronalen Verbindungen gestärkt/schneller, auf bisher Erlernte (nach und nach Konditionierte) zuzugreifen. Je öfters wir nun eine Bewegung immer wieder gleich ausführen, desto besser ist die Bewegung konditioniert.
Und zwar an
beiden Punkten: Den Nervenzellen, die den Befehl auslösen (
eben der konditionierte, oft in Teilen unbewusst ablaufende Schussablauf) und dem Muskelgedächtnis, wo dieser (
durch viele Wiederholungen bekannte) Befehl ausgeführt wird.
Wendest Du selbst schon irgendwelche speziellen (Mental-)Techniken an, um dich auf ein Turnier oder auch Dein Training vorzubereiten? So individuell jeder einzelne Schütze ist, so individuell sind auch die verwendbaren (Mental-)Techniken.
Gruß aus dem Rheinland
Markus