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Werte für Auszugskurven (verlässlich) selbst messen

Verfasst: 6. Aug 2018, 12:05
von rstoll
Ist es machbar, mit überschaubarem technischen und finanziellen Aufwand sich ein Equipment zusammenzustellen um Werte für Auszugskurven selbst zu messen?
Sofern machbar, welche Komponenten sollte man hierfür verwenden?

Re: Werte für Auszugskurven (verlässlich) selbst messen

Verfasst: 6. Aug 2018, 12:39
von RCX-100
Öhm, ja... habe im Keller einen Haken in die Decke gedübelt, um eine Zugwaage aufzuhängen, dann noch ein Messpfeil von Easton dazu, oder einen lang genugen Pfeil ohne Spitze nehmen und Markierungen anbringen, fertig. Die Sehne mit Maßpfeil an der Zugwaage an der Decke einhängen und am Griffstück bis zur Markierung nach unten ziehen/drücken, ablesen, ggf. öfter eine Widerholungsmessung machen - fertig.

Erst wird die Standhöhe (Sehnenstand) bis zum Button festgestellt und notiert, dann ziehe ich jedes Zoll (oder halbes Zoll) immer eine Markierung weiter. Wenn mir der Messwert "komisch" vorkommt (vor allem in den höheren Zugkräften), dann wird die Messung mehrere Male durchgeführt, bis sich ein deckendes Ergebnis bildet.

Bei meiner Zugwaage muss man etwa 2-3 Sekunden lang den Auszug halten, bis sie das gemessene Gewicht zum ablesen einfriert. Es gibt auch mechanische Waagen, bei denen sich ein Ring verschiebt, der an Ort und Stelle bleibt. Wenn man eine solche elektronische nimmt, macht es Sinn, zu zweit zu sein - der eine Zieht, der andere liest ab.

Habe auch schon eine Bauanleitung gesehen, bei der das Griffstück festgehalten/eingehängt wird und über einen Flaschenzug mit Übersetzung der Bogen ausgezogen wird, das geht dann schön geschmeidig.

Re: Werte für Auszugskurven (verlässlich) selbst messen

Verfasst: 6. Aug 2018, 14:33
von ullr
rstoll hat geschrieben: 6. Aug 2018, 12:05 Ist es machbar, mit überschaubarem technischen und finanziellen Aufwand sich ein Equipment zusammenzustellen um Werte für Auszugskurven selbst zu messen?
Sofern machbar, welche Komponenten sollte man hierfür verwenden?
In der Decke einen Haken, der 100kg hält. Gewichte besorgen:
1 Stk 10kg
1 Stk 5 kg
1 Stk 1kg
4 Stk 2kg
Mit diese 7 Gewichten deckst Du in 1kg Schritten die Auszugskurve bis 24 kg, also 235N (53lbs) ab. Das reicht.
Die Aufhängung der Gewichte wird aus ausgedienten Sehnen gemacht, dieses Teil wiegt praktisch nichts.
Die Gewichte sollten kalibriert sein, mit meinen prüfe ich ab und zu die elektronische Kern-Auszugswaage nach.
Einen Zollstock und auf dem Rechner Microsoft excel.
Mit dem Zollstock mißt Du bei jedem angehängte Gewicht die Auszugslänge auf +/-1mm und so bekommst Du eine brauchbare Auszugskurve, bei der es sich lohnt, weitere Arbeit hineinzustecken.
Ich bin elektronischen Waagen gegenüber skeptisch, wenn Du sie spannst, mußt Du ja die Kraft ablesen und gleichzeitig die Auszugslänge, während bei den Gewichten eine Größe sich nicht ändert: das angehängte Gewicht (Außer es fliegt grad mal ein schwarzes Loch vorbei...)
Das Auszugsdiagramm muß ziemlich genau sein, sonst ist alle Mühe vergebens. Auch diese Erfahrung habe ich gemacht...
Gruß
ullr

Re: Werte für Auszugskurven (verlässlich) selbst messen

Verfasst: 6. Aug 2018, 14:51
von ullr
RCX-100 hat geschrieben: 6. Aug 2018, 12:39 ....
Habe auch schon eine Bauanleitung gesehen, bei der das Griffstück festgehalten/eingehängt wird und über einen Flaschenzug mit Übersetzung der Bogen ausgezogen wird, das geht dann schön geschmeidig.
Beim Händler auf der Zugmaschine wird ja auch der Bogen in die Halterung "eingespannt" Wenn man die "Auszugskurve" dokumentieren und weiterverarbeiten will, ist diese Methode m.M.n. nicht brauchbar.
Gruß
ullr

Re: Werte für Auszugskurven (verlässlich) selbst messen

Verfasst: 6. Aug 2018, 15:35
von Wali
b_k_t_er hat sich ein drawboard aus Boschprofilen gebaut.
Vielleicht bringt er mal ein Bild ? :shock:
Probier mal einen Compound mit Gewichten zu messen :roll:

Re: Werte für Auszugskurven (verlässlich) selbst messen

Verfasst: 6. Aug 2018, 17:11
von ullr
Wali hat geschrieben: 6. Aug 2018, 15:35
Probier mal einen Compound mit Gewichten zu messen :roll:
Das werde ich nicht tun, mein Lieber...
ullr

Re: Werte für Auszugskurven (verlässlich) selbst messen

Verfasst: 6. Aug 2018, 17:41
von Wali
Und wenn doch, dann nur einmal ;)

Re: Werte für Auszugskurven (verlässlich) selbst messen

Verfasst: 6. Aug 2018, 18:52
von rstoll
wir halten fest: Die Methode von ullr ist genial quergedacht -meistens denkt man an eine Zuggewichtswaage - aber für Compounder nicht zur Nachahmung empfohlen ;-)
Leider scheinen aber die (kalibrierten oder auch nicht) Gewichte nicht gerade in einer Größenordnung zu liegen die ich meinem Haushaltsvorstand noch gerade so als laufende Kosten vermitteln kann (und auf dem Wochenmarkt gibt es zu viele Zeugen ;-) ;-) )
Ggf. ist ja eine Lösung in Richhtung Winde/Drawboard/Zugwaage halbwegs im Bereich des finanziell Möglichen und technisch Tauglichen.

Re: Werte für Auszugskurven (verlässlich) selbst messen

Verfasst: 7. Aug 2018, 12:27
von b_der_k_te
Wenn man im Netz nach DIY drawboard und ähnlichem sucht (DIY = do it yourself, steht für selbstgebautes) findet , man Bilder hauptsächlich mit eben einem Brett oder Metallprofil, einer Winde Zugwaage usw.
Meine Gedanken dazu:
  • das Brett muß stabil und sicher genug sein, besser auf der Unterseite zusätzlich verstärken.
  • Ähnlich die "Aufhängung" der Bolzen welcher das Mittelstück dann hält.
  • Wirklich ideal wäre eine Winde die ein Schneckengetriebe hat. Dann muß man zwar auch wieder zurück kurbeln um den Bogen zu entspannen, halte ich aber für sicherer als Winden mit Ratschen-Funktion. Wenn man dazu dann noch statt ein Seil ein Gurtband aufwickelt, ist das eine wirklich elegante Lösung ohne eventuelles Ruckeln.
  • Die Zugwaage sollte dann eine sein die sich erstens nicht nach ein paar Minuten selbst ausschaltet. Das kann man gar nicht gebrauchen. Und zweitens auch keine sein die den Wert einfriert wenn sich länger nichts tut. Ein weiteres Kriterium wäre natürlich die Genauigkeit aber auch die Auflösung, also mit wievielen Nachkommastellen der Wert angezeigt wird. (wenn man diesen Stellen vertrauen kann...)
Das Konstrukt welches ich für meine Messungen verwende ist nicht primär aus Boschprofilen, (wobei das ein gutes Material für so ein Drawboard wäre) und habe nicht ich gebaut. Es war auch nie als Drawboard gedacht, ich darf es nur ab und zu zweckentfremden indem ich Bögen darauf spanne. (vor kurzem ein Mathews TRX8 damit vermessen)
Hier geschieht das Ausziehen über eine lange Gewindespindel. Praktischerweise dreht ein Elektromotor diese Spindel. Und es ist ein Zählwerk angeflanscht sodaß ich bequem ablesen kann wie weit ich den Bogen weiter gespannt habe.

Ich verfahre 1-2cm mit der Spindel, stoppe, schreibe die Auszugslänge in die Liste und schreibe die Zugkraft in die Liste und verfahre dann erst wieder mit der Spindel weiter. Dazu habe ich mir eine Excel-Datei zusammen gestellt in die ich die Meßwert-Paar eintrage. Excel interpoliert die Meßwerte zu einer sogenannten Polynomfunktion um (deren Ordung man als Benutzer in einer Zelle vorgeben kann). Aus dieser Funktion rechnet Excel sich die potentielle Energie im Bogen und die sogenannte Federsteife (wie steil ist der Anstieg der Auszugskennlinie) aus. Umrechnungen auf andere Einheiten sollte dann auch kein Problem mehr sein.
Diese Datei kann ich gerne zur Verfügung stellen wenn jemand sie brauchen kann.

Hinweis Thema moderiert

Verfasst: 9. Aug 2018, 09:28
von b_der_k_te
Nicht wundern falls jemand hier Beiträge vermißt. Die Diskussion ist vom eigentlichen Thema hier abgeglitten, wurde deshalb abgetrennt und wird als eigenständiges Thema dort weiter geführt: Wirkungsgrad von Compoundbögen.
Hier geht es weiter wie man Auszugkurven (verlässlich) selbst messen kann.