Trainer nötig oder nicht?

Methodik, Mentales, ...
pardalis
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Trainer nötig oder nicht?

Beitrag von pardalis »

Hallo,
zu folgendem „Problem“ möchte ich gerne eure Meinung hören. In unserem Verein gab es über Jahre
niemanden, der uns das Bogenschießen beigebracht hat. Ich habe mir das Schießen also selber beigebracht
und habe auch ganz gute Ergebnisse auf Turnieren. Mir ist natürlich bewusst, dass ich Fehler während des Ablaufes habe,
diese wurden aber im laufe der Jahre so stark in mir verankert, dass sie immer gleich sind. Mir fehlen ein paar Ringe um
richtig gut zu sein und ich überlege mich wieder in die Hände von einem Trainer zu begeben. Ich habe es schon einmal versucht,
war danach aber so verkorkst, dass ich Monate gebraucht habe um wieder „normale“ Ergebnisse zu bekommen. Mein Stil
hat sich optisch zwar verbessert und sah schöner aus, das Ergebnis an der Scheibe und mein Körpergefühl war allerdings
daneben. Jetzt habe ich wieder die Möglichkeit einen „persönlichen“ Trainer zu bekommen, der mir bei den letzten Ringen
helfen möchte, weiß allerdings nicht, ob ich dieses Angebot wahrnehmen soll, weil ich so ein Desaster wie vor ein paar
Jahren vermeiden möchte. Meine Frage ist eigentlich, ob man die letzten Ringe über einen Trainer durch Techniktraining
bekommen kann, oder ob die letzten benötigten Ringe einfach nur Talent sind und ich mir den ganzen Kram sparen kann?
Einige werden jetzt bestimmt sagen, dass ich es einfach ausprobieren soll, aber das ist bei mir leider nicht so einfach, weil
ich schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht habe und mir nicht sicher bin, ob die letzten Ringe überhaupt
antrainiert werden können. Es gibt ja immer einen Grenze an der man bei seiner Entwicklung stößt und die man nicht
überschreiten kann, egal was man macht.
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heisem
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Re: Trainer nötig oder nicht?

Beitrag von heisem »

1. Wenn du der Kompetenz des Trainers traust, mach es!
2. Es wird immer schlechter, bevor es besser wird!
3. Bei Erschöpfung und bei Stress kommen deine alten Fehler immer wieder durch, denn das hast du jahrelang verinnerlicht! Bitte schiebe dann die Schuld nicht dem Tranier zu!
4. Wenn du es nicht machst, wirst du dir später nicht verzeihen!
LG Heiko
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rstoll
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Re: Trainer nötig oder nicht?

Beitrag von rstoll »

Wie heisem schon schrieb:
das ganze macht nur Sinn wenn Du Vertrauen in den Trainer hast und akzeptierst, dass es Rückschritte geben wird bevor Du auf einem anderen/besseren Weg wieder Richtung Ziel geht.
Du selbst musst den Mut haben zu entscheiden (und zu der Entscheidung stehen), einen anderen Weg zum Ziel zu gehen wenn Du erkennst, dass dich der aktuelle Weg zwar in die Richtung aber doch nicht ganz zum Ziel bringt.
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bkr_hro
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Re: Trainer nötig oder nicht?

Beitrag von bkr_hro »

Aller guten Dinge sind 3.
Ist ein uralter Spruch, hier nicht ganz passend, und er birgt doch eine gewisse Menge Wahrheit.
Ich bin nun der dritte, der im Grunde dasselbe sagen will wie meine 2 Vor"redner".
Im Ernst:

In dir hat sich ein (vermutlich nicht optimaler) Bewegungsablauf verinnerlicht, verfestigt und automatisiert. Über Jahre hinweg...
Dieses Muster aufzubrechen und zu ändern, braucht... mindestens Monate.
Monate intensiver und hoch konzentrierter Anstrengungen.

1206 in der großen Runde, der blaue Stern hängt an einem kleinen Kissen an der Wand. 289 und 576 über 1* bzw 2* 18m in der Halle.
Ja, das war ich mal.
Diesen Winter - 3 Turniere, 1* unter 490 , 1* 516 , dann wieder unter 490. Und die Einsicht, dass es viel zu früh war / ist für Turniere.
Ich bin definitiv nicht mehr gut, was meine Ergebnisse angeht.

Bei mir hatte sich ein Fehler eingeschlichen, den keiner als solchen bemerkt hat, der auch nicht bei jedem Schuß geschah.
Anfang der Hallensaison wurde er erkannt, endlich, nach vielen Monaten. Übrigens von einem Schützen, der keinen Trainerschein hat...
Der stand im richtigen Moment an der richtigen Stelle und hatte die Augen in der richtigen Richtung.
Seitdem bin ich am Arbeiten.
Auch ich hatte das Gefühl, komplett die Kontrolle über meinen schießablauf verloren zu haben. Kein Körpergefühl mehr !!!
Inzwischen: Mal klappts im Training, mal wieder nicht. Also: Nicht immer, aber immer öfter, wenn auch noch selten genug.
Das Gefühl. Über Trefferbilder usw rede ich gar nicht.

Ja, inzwischen denke ich nicht mehr ans Aufgeben.

Es stimmt, da stehen ein paar nette Phrasen.
Aber manchmal gehört ein bischen Galgenhumor dazu.


Zusammengefasst: Wenn du dir sicher bist, dass da Unstimmigkeiten in deinem Bewegungsablauf sind, dann geh sie an.
Sei dir mit dem Trainer gemeinsam darüber einig, was ihr wollt, wie ihr es macht.
Sei dir klar darüber, dass es ein langer Weg sein wird.


Du bist nicht der Einzige mit derartigen Sorgen....
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oko_wolf
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Re: Trainer nötig oder nicht?

Beitrag von oko_wolf »

bkr_hro hat geschrieben: 4. Feb 2020, 23:32 Anfang der Hallensaison wurde er erkannt, endlich, nach vielen Monaten. Übrigens von einem Schützen, der keinen Trainerschein hat...
Der stand im richtigen Moment an der richtigen Stelle und hatte die Augen in der richtigen Richtung.
Bei der Trainerausbildung des DSB lernt man, zumindest in der ersten Stufe C Breitensport, nur sehr wenig über Fehlererkennung, Methoden zur Fehlerbehebung, oä...
Daher ist es nicht verwunderlich, daß ein erfahrener Schütze so einen Fehler eher entdeckt als ein Trainer.
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Kitty
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Re: Trainer nötig oder nicht?

Beitrag von Kitty »

Für mich ist das Schießen mit einem Trainer, der mir auch helfen kann, nahezu immer besser, als alleine herum zumengen.
Auch ich war damals in einem Verein, in dem man so vor sich hin schießt. Das Ergebnis ist, dass die Großteil der Leuten nach Jahren immer noch nicht schießen können. Ja, das sieht man auch an den Gruppen. Auf 30m sind die Gruppen dieser Leute sichtbar schlechter als meine auf 70m.
Ich habe mir dann woanders einen Verein gesucht. Ich trainiere auch nicht gerne nur mit Freizeitschützen. Das muss ich hinzusagen. Mich stört es, wenn um mich herum herum geflitschz wird.
Die Forderungen nach den letzten Ringen sollten realistisch sein. 620 und mehr auf 70m mit dem Recurve ist so langsam das Ende für einen Amateur..650 kann ich mir nicht antrainieren, da ich nicht den ganzen Tag schießen kann. Deine Forderungen sollten also machbar sein.
Der Trainier, der dir helfen möchte, sollte in der Lage sein, jemand auf deinem Niveau zu trainieren. Viele Leute können Einsteigern helfen, aber wenn jemand die DM-Quali schafft, dann braucht derjenige einen Trainer, der mehr ins Detail gehen kann. Die meisten Trainer kannst du dann vergessen.
Bogenschützin mit Leib und Seele, seit nun mehr als 11 Jahren!
MK Alpha, Uukha SX+ 36#, 68", Shrewd Revel-Stabis, Easton ACE & X7
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bkr_hro
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Re: Trainer nötig oder nicht?

Beitrag von bkr_hro »

auch wenn das hier vielleicht doch ein wenig OT geht...
ich will und werde gar nicht die Trainerausbildung des DSB kritisieren.
Fakt ist: egal ob mit oder ohne Schein: zum Trainerdasein gehört ein gewisses Talent, welches in Richtung Lehrer geht.
sehen, erkennen, erklären können, Empathie, Vertrauen bekommen, und ja: (selbst (praktische)) Erfahrung haben...

Ich bin sehr dagegen, dass völlig unbedarfte, unkundige Leute den "Schein" bekommen.
Ja, das geht notfalls (und muss vielleicht), wenn man aus dem Nichts eine Bogengruppe aufbauen will.
Und heutzutage muss man froh sein, wenn sich jemand findet, der ÜL / Tr werden will.
Aber der Wille alleine führt nicht zum Erfolg.

-------------
Es kann auch sein, dass ein Schütze weiß, was er falsch macht, wo er was ändern muss.
Man kann mit einem anderen Sportler drüber reden, demjenigen (möglichst genau) sagen, worauf er achten, wie er eingreifen, kommentieren soll.
Sozusagen dem Auge des Guckenden den Weg weisen ...
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heisem
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Re: Trainer nötig oder nicht?

Beitrag von heisem »

Bernd,
völlig korrekt! - Hier mein Einwurf: Manchmal wollen Schützen auch gar nicht "trainiert" werden. Sie wollen, dass du da bist, wenn es ihnen passt, und dass du ihnen sagst, was ihnen passt. Es bedarf schon glücklicher Umstände, damit eine als solche zu bezeichnende Trainingssituation tatsächlich zustande kommt.
Grüße, Heiko
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rstoll
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Re: Trainer nötig oder nicht?

Beitrag von rstoll »

bkr_hro hat geschrieben: 7. Feb 2020, 20:12 auch wenn das hier vielleicht doch ein wenig OT geht...
ich will und werde gar nicht die Trainerausbildung des DSB kritisieren.
Fakt ist: egal ob mit oder ohne Schein: zum Trainerdasein gehört ein gewisses Talent, welches in Richtung Lehrer geht.
sehen, erkennen, erklären können, Empathie, Vertrauen bekommen, und ja: (selbst (praktische)) Erfahrung haben...

Ich bin sehr dagegen, dass völlig unbedarfte, unkundige Leute den "Schein" bekommen.
Ja, das geht notfalls (und muss vielleicht), wenn man aus dem Nichts eine Bogengruppe aufbauen will.
Und heutzutage muss man froh sein, wenn sich jemand findet, der ÜL / Tr werden will.
Hallo bkr_hro: ggf könnten wir diese Thema in Selbitz in der krone vertiefen. Oder bist Du dieses Jahr in Hof nicht vor Ort/anderweitig untergebracht?
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ullr
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Re: Trainer nötig oder nicht?

Beitrag von ullr »

bkr_hro hat geschrieben: 7. Feb 2020, 20:12 auch wenn das hier vielleicht doch ein wenig OT geht...
ich will und werde gar nicht die Trainerausbildung des DSB kritisieren.
...
Ich schon... Aber nicht sehr gerne.
Die Trainerausbildung im Bogenschießen geht vollständig an den Problemen des Bogenschießens vorbei. Ja. Ich höre schon die Gegenrede: "Aber wieso denn, wir haben doch so tolle Erfolge. Ja, aber nicht wegen der Trainerausbildung, sondern trotz...
Beim Bogenschießen muss der Trainer grundlegend Ahnung von der Innen- und Außenballistik haben, weil:
Jeder Schütze, jeder Idiot kann grundlegend in diese Vorgänge eingreifen kann und tut es auch. Wenn dann noch dieser Schütze, dieser technische Idiot sehr gut schießen kann, ist Polen für die dümmste und falscheste Erklärung in jeder Richtung, ob es um Abstimmung geht ob es um Treffbilder geht, ob es um Anthropometrie geht, offen.
Es gibt genügend Beispiele, auf meiner Homepage habe ich mal plakativ das Geschwätz von Frangilli auseinandergenommen, es gibt noch viel mehr Beispiele.
Es ist lächerlich, Trainer mit einer "Ausbildung" für Freizeitgestaltung, was anderes ist ein Trainer C nicht, zur Ausbildung von Anfängern für qualifiziert zu erklären. Das Wichtigste, was dieser lernen müßte, Anthropometrie, um richtig Anfänger beraten zu können, lernt er nicht. Selbst in dem Buch von Haidn, das wissenschaftlichen Ansprüchen genügen soll, erfährt man darüber extrem wenig, und das nur in Fußnoten. Um dieses wichtige Gebiet aber abzudecken, müssen Grundlagen der Mechanik und Dynamik intensiv vorgetragen werden, dass mindestens die Leute, die es richtig machen wollen, eine Chance haben, zu begreifen weshalb, wieso, warum. Das passiert nicht. Wie die Trainerausbildung in "B" und "A" weitergeht, weiß ich nicht, ich habe auch nur einen Trainer "A" persönlich kennengelernt, und ja, die Höflichkeit verbietet mir, das näher auszuführen. In diesem Forum hier sehe ich aber dass wirklich viel und gutes Fachwissen da ist, aus einigen Posts habe ich entnommen, dass dieses Fachwissen aus eigener Anstrengung herrührt und wenig mit der Ausbildung beim DSB zu tun hat. Möglicherweise irre ich mich da aber und lasse mich gerne belehren.
Fakt ist: egal ob mit oder ohne Schein: zum Trainerdasein gehört ein gewisses Talent, welches in Richtung Lehrer geht.
sehen, erkennen, erklären können, Empathie, Vertrauen bekommen, und ja: (selbst (praktische)) Erfahrung haben...
Ja. Er muß Begeisterung mitbringen und sich darüber freuen können, wenn er anderen etwas beigebracht hat. Er muß aber auch Werkzeuge in die Hand bekommen um zu sehen, wie man Fehler erkennt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es extrem wichtig ist, aus welchem Blickwinkel der Trainer den Auszubildenden beobachtet. Wie geht es zum Beispiel, das Zielverhalten (wie geht der Auszubildende mit Kimme (sprich Sehne) und Visierkorn um) zu untersuchen? Das sieht der Trainer nur, wenn er 5m vor dem Schützen steht, diesen Ausziehen läßt (ja, ja, klar ohne aufgelegten Pfeil 8-) ) und die Visierlinie Auge-Sehne-Visierkorn beobachtet, weil der Auszubildende ihm, dem Trainer genau in's Auge zielt. ;)
Sowas schon mal irgendwo gehört/gelesen? Ich habe es mir selber beigebracht, und nebenbei, beim Sportpistolenschießen und Einrichten der Schießbrille macht man das schon seit Generationen.
Das gleichmäßige, ruckfreie und stoppfreie Spannen des Bogens beobachtet man von der Seite, die Bewegung der Pfeilspitze... Steht das in irgendeinem Lehrbuch???
Diese Dinge sollte ein Trainer lernen, im Seminar darüber diskutieren können, und vor allen Dingen, er muß auch Begabung haben mit Menschen umzugehen, und -auf jeden Fall- die Begeisterung, jemandem etwas beizubringen, muß dasein.
Just my five cents....
Gruß und klar doch,
"Gut Schuss!"
Christian
One of the greatest tragedies in life
is the murder of a beautiful theory
by a gang of brutal facts.
- Benjamin Franklin –
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