Vorgehen erstes Abstimmen eines neuen Bogens

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Balu069
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Vorgehen erstes Abstimmen eines neuen Bogens

Beitrag von Balu069 »

Möchte mal an die erfahrenen Experten eine grundlegende Anfängerfrage richten.

Wie stimmt ihr einen neuen Bogen im Detail ab, also was ist eine sinnvolle Vorgehensweise?
Kaufe nun in Kürze meinen ersten Bogen, daher die Frage.

Punkte die bei mir so aufkommen sind:
Wurfarme checken dass die gerade sind ind sauber im Bogen positioniert sind. Werde ich sicher beim Händler machen (WA Lehre und/oder Pfeile einklemmen?).
Nockpunkt Position, Button, Tiller etc...??? was ist da eine sinnvolle Vorgehensweise um nicht im Kreis zu arbeiten?

Danke für eure Tipps im voraus,
Gruss
balu069
b_der_k_te
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Re: Vorgehen erstes Einstellen eines neuen Bogens

Beitrag von b_der_k_te »

Hallo,
Ich würde es noch nicht als Abstimmen des Bogens bezeichnen, eher als Einstellen.
Ja, Wurfarme sollen gerade sein. Das Wurfarmende mit der Sehne (Tip) soll sauber ausgearbeitet sein, also keine Kanten oder sonstige scharfen Stellen (die evtl. sogar der Lack bilden kann) an denen sich die Sehne aufscheuern könnte.
Auch das andere Ende soll gut in das Mittelstück rein passen. Auch da kann es sein das der Lack verhindert das die Tillerschraube sauber rein paßt.

Beim Mittelstück sagt man ist in erster Linie das erste Gefühl der Griffschale wichtig. Diese soll Dir als Schütze passen und zusagen. Deshalb probiere beim Händler ein paar Mittelstücke aus. Vielleicht hat er auch andere Griffschalen die man wechseln kann.
Du hast einen extrem langen Auszug. Es kann sogar sein das sich dieser im folgenden Jahr durch das Training nochmal etwas vergrößert. Überlege Dir ob da nicht vielleicht sogar schon ein größeres (27 Zoll) Mittelstück für Dich passend wäre. Als Anregung, von Mybo gäbe es das Modell Wave X auch in 27 Zoll (Wave XL) zu einem günstigen Preis in sehr guter Qualität.

Für die ersten Einstellungen:
Beim Mittelstück wird eigentlich immer ein Handbuch mitgeliefert. Da steht dann drinnen wie man selbst die Geradheit der Wurfarme überprüft und gegebenenfalls einstellt, in welchem Bereich die Standhöhe (Sehnenlänge) sein soll, ebenso mit dem Tiller, wie stark man die Wurfarmschrauben rein oder raus drehen darf usw.
Aber ja, das beim Händler zu machen, das mit Ihm gleich persönlich durchzugehen und sich von ihm erklären lassen ist natürlich zu empfehlen.
Z.B. wie Du schon geschrieben hast darf die Pfeilnocke nicht zu fest, aber auch nicht zu locker auf der Sehne sitzen.

Kennst Du schon den Easton Tuning Guide? Das ist zumindest was Grundeinstellung am Bogen betrifft, DIE Fibel. Da hast Du dann Nockpunktüberhöhung, Button-, Pfeilauflage- und Visier-Einstellung abgedeckt.
Falls Du das lieber auf Deutsch liest, es gibt auch Übersetzungen. Z.B. http://www.ziel-im-visier.de/img/Downlo ... eutsch.pdf (Soweit ich weiß stammt die Übersetzung von Jörg Pfeifer http://aixbow.de/)

Damit bist Du mal gut gerüstet - auch die Reihenfolge ist dort beschrieben - für die Einstellung Deines ersten Bogens.
Ist das erledigt geht es darum einigermaßen passende Pfeile auszusuchen. Auch das macht man am Besten beim Händler weil er die Ausrüstung und die Erfahrung haben sollte. Die bieten das normalerweise als Dienstleistung an.
Da muß die Auszugslänge gemessen werden und die Kraft des Bogens auf den Fingern bei Vollauszug. Ob bei Deinem Auszug die Pfeile noch gekürzt werden sollen ist fraglich. Aber der Händler kann Dir Pfeile zusammenstellen die Du mit Ihm gleich probeschießen kannst. Und wenn sich dabei die passenden finden, kannst Du sie gleich kaufen ohne das Du die Katze im Sack kaufen mußt.

In einem guten Verein kann man das auch dort mit erfahrenen Schützen oder einem Trainer machen. Also sowohl Einstellungen als auch Pfeile ausschießen.
Balu069
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Re: Vorgehen erstes Abstimmen eines neuen Bogens

Beitrag von Balu069 »

Hallo,
danke für die Links! en Easton guide kannte ich zwar schon, aber nicht die deutsche Übersetzung :-) Firma, macht das Lesen einfacher.

Gruss
balu069
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mbf
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Re: Vorgehen erstes Abstimmen eines neuen Bogens

Beitrag von mbf »

Und beim Einstellen des Bogens die Sache bitte nicht kompliziert machen, manche Tuningverfahren machen da eine Wissenschaft draus. Für eine Grundeinstellung ist das wirklich nicht erforderlich. Alles gerade ausrichten (Wurfarme, Mittelteil, Stabi), Tiller etwas positiv, Standhöhe zwischen Mitte und etwas vor maximal empfohlen und Nockpunkt etwas über Mitte. Button auf mittlere Härte, Centerstellung auf "Spitze etwas raus". Anmerkung zum Button: mit einer Einstellung der Buttonhärte kriegt man keinen grob nicht passenden Pfeil zu Fliegen (ich nehme die Härte später im Abstimmungsprozess nur als Parameter, um den seitlichen Versatz auf unterschiedliche Distanzen zu minimieren - das erleichtert das Leben im Feldparcours. Puristen lehnen das ab). Pfeile grob nach Tabelle oder Erfahrung Händler auswählen. Spitzengewicht nach Herstellerempfehlung im mittleren Bereich, darf auch gerne etwas schwerer sein. So, jetzt unbefiederte Pfeile auf ein paar Meter (10..18 m) schießen und den Nockpunkt einstellen. Dann auf diese Distanzen befiederte und unbefiederte Pfeile schießen und die horizontale Lage der unbefiederten mit den Zuggewicht (ja, Zuggewicht!) einstellen. Dabei Tiller und Standhöhe beachten. Wenn das nicht klappt oder man sich zu weit vom Zielzuggewicht wegbewegt, müssen andere Pfeile her. Deshalb erstmal mit nur wenig Schäften testen. Im Idealfall hat der Händler eine "Grabbelkiste" mit Testschäften, in der man sich rantasten kann. Wenns passt, mit Befiederten nochmal auf längere Distanzen verifizieren, ggf. minimal nachregulieren, dann mehr Schäfte kaufen, befiedern und Spaß haben.

Nochwas zur Pfeillänge, wenn man ewig lange Dinger braucht: die Pfeile müssen nach vorne nicht weit überstehen. Bei mir ist es so, dass ich VAP mit 30,5" Länge schieße (inzwischen haben sie 31", juhu!) und das bei gut 31" Auszug. Wie geht das? Der Auszug ist ja definiert als "bis zum Button und dann plus 1 3/4". Historisch begründet, dann war man an der Vorderseite des Mittelteils. So lang müssen die Pfeile aber nicht sein. Ich ziehe meine Stricknadeln in der Tat mit der Pfeilspitze bis kurz vor den Button. Mit o.g. Verfahren eingestellt, etwas Feinabstimmung und es passt. Sportlicher Schwerpunkt bei mir ist die Feldrunde, war damit schon ein paar mal auf der DM - und bin da nicht Letzter geworden. Würde sagen, weiter nach vorne geht es erst dann, wenn der Schütze ein paar Tuningmaßnahmen über sich ergehen ließe... am Material liegts erstmal nicht.

Genau, 27"-Mittelteil ist eine gute Wahl, man braucht dann auch nicht die längsten Wurfarme nach den üblichen Auswahltabellen. Ich schieße auf einem 27er Mittelteil kurze (66" auf 25er Mitttelteil) Wurfarme, so extrem muss es nicht sein, aber 68er oder maximal 70er, länger braucht es m.E. nicht.
Grüße, Matthias

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ullr
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Re: Vorgehen erstes Abstimmen eines neuen Bogens

Beitrag von ullr »

Hallo Matthias, eine Bemerkung zu Deinen -sehr gut Ausführungen.
Genau, 27"-Mittelteil ist eine gute Wahl, man braucht dann auch nicht die längsten Wurfarme nach den üblichen Auswahltabellen. Ich schieße auf einem 27er Mittelteil kurze (66" auf 25er Mitttelteil) Wurfarme, so extrem muss es nicht sein, aber 68er oder maximal 70er, länger braucht es m.E. nicht.
Kurze Wurfarme auf langem Mittelteile wirken geschwindigkeitserhöhend, weil sie eine geringere Masse haben. Natürlich muß der kurze Wurfarm gut auf die Auszugslänge des Schützen abgestimmt sein. Das macht dem Händler etwas mehr Arbeit...
Gruß und klar doch,
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mbf
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Re: Vorgehen erstes Abstimmen eines neuen Bogens

Beitrag von mbf »

Ja, ich habe mein System diesbezüglich auch ziemlich ausgereizt, das muss nicht jeder so machen. Wie auch immer, ich wollte nur drauf hinaus, dass man auch bei 31,5" Auszug keinen 72" oder 74"-Bogen schießen braucht und die Nachteile sich in Grenzen halten. Das sind ohnehin Bereiche, die die meisten Schützen nicht betreffen, aber die paar, die da unterwegs sind, müssen sich schon ein paar Gedanken machen, weil man meist nicht mit den 0815-Maßnahmen hinkommt.
Grüße, Matthias

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ullr
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Re: Vorgehen erstes Abstimmen eines neuen Bogens

Beitrag von ullr »

mbf hat geschrieben: 14. Mär 2022, 20:53 Ja, ich habe mein System diesbezüglich auch ziemlich ausgereizt, das muss nicht jeder so machen.
...
Ja, das ist ein komplizierter, langwieriger Vorgang. Es ist auf jeden Fall notwendig, dass sich der Schütze/In vorher informiert.
Hier als Beispiel einenWurfarm Carbon Monolith UX 100 Uukha, 68 " gerechnet:
Er hat einen hohen Gütewert von 0,6 (Nicht der Wirkungsgrad, der hängt mit der Pfeilmasse zusammen, der Gütewert beschreibt die Form der Auszugskurve, und damit die Größe der hineingespeicherten Energie, da ist 0,6 ein sehr guter Wert)
Bei der gemessenen dyn. wirksamen Wurfarmmasse 0,088kg wirft er einen Pfeil mit 59m/s. Der gleiche Pfeil wird auf 60m/s bei 0,075kg beschleunigt, bei 0,070kg auf 61m/s.
In diese Richtung würde es gehen, wenn der Wurfarm mit 66" bei sonst gleichen Bedingungen ausgewählt wird.
Also, Rat für den eigenen Bogen eines Anfängers: kurzer Bogen, Tendenz eher nach 66" als nach 72" bei gleicher Endhaltekraft im Endauszug von rund 135N (~30lbs). Und aufpassen beim Händler:
Verkäufer: "Du willst einen kurzen Bogen? Der klemmt Dir bei diesem Auszug die Finger ein... Willste mal probieren?"
Schütze: "Na klar"
Verkäufer bringt die kurzen Wurfarme.
Schütze spannt den Bogen.
Schütze: "Oooooh, ahhhh, der zieht sich aber schwer!"
Abgesetzt: "Hat der auch das gleiche Zuggewicht wie der längere?..."
Verkäufer: "Ne, hab ich nicht auf Lager"
Schütze denkt sich seinen Teil:
"Dann bestellt die Wurfarm, aber mit der gleichen Endhaltekraft auf meinen Auszug wie der längere..."
Verkäufer, hinter der Theke: "Grummel. grummel..."
Schon erlebt, dass dann der Verkäufer anfängt zu argumentieren, "aber da werden bei Deinen Auszug die Finger zu stark eingeklemmt..."
Naja... Jetzt schweigt des Schreibers Höflichkeit. :lol:
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Re: Vorgehen erstes Abstimmen eines neuen Bogens

Beitrag von mbf »

Zudem ist noch zu beachten, dass bei einem um 2" längeren Mittelteil (25" auf 27") der Wurfarm auch etwa 2 lbs mehr haben sollte, um das gleiche Zuggewicht zu erhalten - wichtig für die Abstimmung. Wie auch immer, das Zuggewicht sollte man bei einem WA-Tausch messen, um sicherzustellen, dass man auch das gleiche Zuggewicht auf den Fingern hat und die Pfeile damit noch grob passen. Dazu reichen im Prinzip auch die "Kartoffelwaagen" aus (die Federdinger, die Händler meistens rumfliegen haben), da es nur um einen Vergleich, nicht um absolut korrekte Wert geht.
Grüße, Matthias

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Balu069
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Re: Vorgehen erstes Abstimmen eines neuen Bogens

Beitrag von Balu069 »

so, erste Abstimmungsrunde mit dem neuen Bogen habe ich hinter mir.

Button fand ich am schwierigsten da ich das nur sehr schwer erkennen kann wieweit die Spitze neben der Sehne herausschaut.
Beim ersten Versuch war der Button dann soweit im Bogenfenster dass der Pfeil fast von der Auflage geschoben wurde...??? Das konnte ja auch nicht richtig sein. Also etwas zurückgedreht. So liess es sich zumindest erstmal einigermaßen gut schiessen. Eingebaut ist eine mittlere Feder, Verspannung auf Mittel eingestellt.
Werde dann mit dem Rohschafttest schauen wie das aussieht.

Tiller war eingestellt auf +5mm, das liegt auch im Range was der Hersteller angibt (0-3,8" oder 9,5mm), habe ich erstmal gelassen.

Nockpunkt: Mit Klebeband erstmal provisorisch auf 8mm Überhöhung gesetzt.

Visier: habe eine Zeit gebraucht um die horizontale Lage mal einigermassen einzustellen. Vertikal ging das recht fix...

Als nächstes kommt dann mal der Rohschafttest, für den ich wohl leider 1-2 Pfeile opfern muss. Naja, die Vanes lassen sich ja wieder ankleben.

Das wird sicher noch eine längere Reise :-) Aber ich freu mich drauf, macht Spass.
Gruss
balu069
Balu069
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Re: Vorgehen erstes Abstimmen eines neuen Bogens

Beitrag von Balu069 »

So, war gestern auf dem Platz...weiter tunen.
Auf 15m war die Gruppierung 1a, war begeistert :-)

Aber bei 20m fing es an mehr zu streuen, bei 30m ziemliche Streuung mit "Links-Drift".
Ein Kollege auf dem Platz hat mich netterweise darauf angesprochen, wir haben dann gemeinsam den Bogen angeschaut und versucht einzustellen.
Als Problem stellte sich die Pfeilauflage heraus (diese einfache Hoyt-Auflage zum kleben).
Stelle ich den Button so ein dass die Pfeilspitze leicht links neben der Sehne herausschaut dann hält die Auflage den Pfeil nicht mehr. Wir haben versucht dieses Fähnchen zu biegen, aber das ging auch nicht wirklich. Der Schützenkollege mag diese Auflagen auch nicht wirklich und hat mir dringend geraten da was gescheites anzubauen. Vorher würden alle weiteren Tuningversuche nichts bringen. Der Center Shot muss erst stimmen.

Nun denn, warte ich mal auf die neue Auflage, dann gehts weiter.
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