Sehne wickeln

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abgemeldet01

Re: Sehne wickeln

Beitrag von abgemeldet01 »

Montalaar hat geschrieben: 20. Aug 2023, 17:26 Dann hörst du es jetzt zum ersten Mal, wenn auch vielleicht anders als gemeint:

Vor wenigen Wochen habe ich einen (Compound-) Bogen in die Hände bekommen bei dem eines der Kabel am Öhrchen bis auf 3/20 Strang abgerieben war. Unter der Schutzwirkung wohlgemerkt. Aufgefallen ist es durch plötzlich auftretende Fehlschüsse und veränderte Synchronisation. Nach Austausch zeigten sich sonst keine sichtbaren Alterszeichen am restlichen Material.
Oh, Dankeschön!
Mit Compound habe ich Null Erfahrung. Gibt es einen Hinweis, was diese Abnutzung hervorgerufen hat?
Gruß und klar doch,
"Gut Schuss!"
Christian
Montalaar
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Re: Sehne wickeln

Beitrag von Montalaar »

Nein, leider gibt es keinen deutlichen Hinweis. Die Aufnahme des Öhrchens war nicht scharfkantig, zumal dann nach meinem Verständnis die Wicklung beschädigt gewesen wäre. Durch die Wicklung würde das Ganze eher gerade noch soeben zusammengehalten. Die Garnstränge wiederum waren stark ausgefranst und nicht klar abgerissen, also keine saubere, scharfe Kante.

Einen Leerschuss gab es, glaubhaft versichert, nicht. Dann hätte ich in jedem Fall sofort einen neuen Satz aufgezogen und das Bild gar nicht weiter beachtet.
wapi
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Re: Sehne wickeln

Beitrag von wapi »

Montelaar,
hier wäre es wichtig, die verwendeten Materialien zu untersuchen. Das wäre neben dem Sehnen-/Kabelgarn besonders das für die Wicklung verwendete Garn. Also welcher Garn-Typ wurde benutzt? BCY Halo,Brownell, Angel oder gar ein anonymes aber auch geflochtenes Fernost-Garn. Nach Deiner Schilderung muß man davon ausgehen, dass die Oberfläche des Wicklungsgarnes im Laufe der Benutzungszeit das Sehnengarn durch mechanische Reibung geschädigt hat.
Gruß
Montalaar
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Re: Sehne wickeln

Beitrag von Montalaar »

Wapi,
das kann sein. Nach meiner persönlichen Erfahrung (die ganz und gar subjektiv ist) macht das günstigen, geflochtene Fernost-Garn tatsächlich einen sehr guten Job. Da ich den Bestandssatz nicht selber angefertigt hatte kann ich hier nur Mutmaßen, dass es sich um ein Garn von Brownell oder BCY 3D-Garn gehandelt haben wird. Halo-Garn hat, wie du vermutlich besser weisst, eine deutlich glattere Oberflächenstruktur.

Da ich aber weder das kaputte Stück aufgehoben habe noch gute Fotos gemacht habe kann ich hier leider nicht mit weiteren Infos dienen.
wapi
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Re: Sehne wickeln

Beitrag von wapi »

ullr hat geschrieben: 15. Aug 2023, 07:33
mbf hat geschrieben: 5. Apr 2023, 13:25
wapi hat geschrieben: 28. Mär 2023, 14:54 Anhand dieser Werte würde eine Bogensehne noch eine längere Nutzungszeit klaglos mit mehr als 20Tsd Pfeilen vertragen.
Interessehalber: wie berechnet sich das?
...
Ich denke, die Herstellerfirmen haben Vorrichtungen, die den Schuß simulieren. Meinetwegen ein Schlagwerkzeug, mit dem die Spannung in dem Strang durch den Fall eine bestimmten Masse aus einer bestimmten Höhe simuliert wird. Da kommen sehr schnell 20 000 Schläge zusammen. Dauerfestigkeit ist ja nicht nur bei einem Bogen ein interessantes Thema.
Bei den Ohren bin ich auch faul: die werden nicht umwickelt. Üblichwerweise habe ich da aber keine Probleme, da ich die Nocken der Wurfarme kontrolliere und ggf. mit feinem Schleifmaterial nacharbeite.
UHMW-Polyethylen ist ein unglaublich hoch belastbarer Werkstoff. Ich habe noch nie gehört, dass eine Sehne aus diesem Werkstoff gerissen ist (was bei Kevlarsehnen regelmäßig passierte...). UHMW-Sehnen vertragen auch ein wenig Abrieb an den Wurfarmenden locker.
;)
Gruß und klar doch,
"Gut Schuss!"
Christian
Deine Denkweise, dass Herstellerfirmen mit Schlagwerkzeugen Bogenschuß-Simulation betreiben, ist schlichtweg falsch. Herstellerfirmen von UWHMPE bzw. HMPE Garne sind z. B. DSM/Holland oder Honeywell/USA. Und diese Produzenten haben nicht den Bogensport mit ihren homöopatischen Verbräuchen an Garnen im Blick, wenn sie Garne für den technischen Verwendungsbereich entwickeln. Da geht es um Materialeigenschaften, die durch sogenannte für die Marine oder Off-shore-technologie erstellte Pflichtenhefte zu erfüllen und durch Testergebnisse zu belegen sind.
Bogensehnengarne werden aus den vorstehend genannten Garnen in einer zweiten Verwendungsstufe von sogennten Konfektionären erstellt. Zu diesen zählen z. B. BCY/USA, Brownell&Company (die ihre Bogensehnengarne im Lohn als Auftragsferigung durch die italienische Badinotti Gruppe in Peru fertigen lassen) oder aauch Lippmann German Ropes/Hamburg.
Diese Konfektionäre haben vielfach keine Bewertungsorientierung, welche Garne sich aufgrund der garntechnischen Daten am Besten zu Bogensehnengaren eignen. Können sie eigentlich auch nicht, weil es für den Bogensport kein eindeutiges und klares Anforderungsprofil gibt. Wenn ja, gibt es so große Unterschiede in den Anforderungen, dass die Konfektionäre verschiedene Garntypen anbieten. So hat z. B. auf der Verbraucherseite Border ( durch Sid Ball ) ganz andere garntechnische Vorstellungen als dieweltweite Vielzahl der Bogenschützen, die ihre Beurteilung eher nach Hörensagen, mündlicher Empfehlung im Kollegenkreis oder durch eine bedarfsweckende Werbeaussage des Bogenfachhandels bilden. BCY z. B. richtet sich in erster Linie nach creep-Werten, die laut DSM bei den unterschiedlichen Verwendungsbereichen selten eintreffen und deshalb auch für den Bogensport eine untergeordnete Rolle spielen sollten, aber als Verkaufsargument im Bogenfachhandel die größte Bedeutung haben.
Gruß
abgemeldet01

Re: Sehne wickeln

Beitrag von abgemeldet01 »

Hallo wapi, Danke für die Aufklärung.
Gruß und klar doch,
"Gut Schuss!"
Christian
MatzeM71
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Registriert: 11. Feb 2020, 15:15

Re: Sehne wickeln

Beitrag von MatzeM71 »

Bei uns im Verein ist auch schon mal eine Sehne aus SK75 gerissen. Grund waren Billigwurfarme mit mies ausgearbeitetem Ende, da war eine Art Treppenstufe drin, worüber die Sehne mit einem ziemlich scharfen Knick lag. Genau dort ist die Sehne gerissen oder vielmehr gebrochen, sah eher nach einem glatten Schnitt aus. Fotos kann ich nicht liefern, die Reste sind schon im Müll.
Das Garn war Dynagen von Flex Archery aus Spanien, vergleichbar mit BCY D97, also ein etwas dickeres SK75-Garn. Ich mag das eigentlich gern, weil es nach meiner Erfahrung nicht so schnell rauh wird bzw. ausfasert wie das Brownell FF+.

Ich wechsle meine Sehnen nach etwa 10000 - 12000 Schuss, nicht weil sie dann schon unbrauchbar wären. Aber irgendwann beginnen sie auszufasern und optisch sehen sie halt auch irgendwann dreckig aus...

viele Grüße
Mathias
abgemeldet01

Re: Sehne wickeln

Beitrag von abgemeldet01 »

MatzeM71 hat geschrieben: 20. Sep 2023, 10:34 Bei uns im Verein ist auch schon mal eine Sehne aus SK75 gerissen. Grund waren Billigwurfarme mit mies ausgearbeitetem Ende, da war eine Art Treppenstufe drin, worüber die Sehne mit einem ziemlich scharfen Knick lag. Genau dort ist die Sehne gerissen oder vielmehr gebrochen, sah eher nach einem glatten Schnitt aus. Fotos kann ich nicht liefern, die Reste sind schon im Müll.
Das Garn war Dynagen von Flex Archery aus Spanien, vergleichbar mit BCY D97, also ein etwas dickeres SK75-Garn. Ich mag das eigentlich gern, weil es nach meiner Erfahrung nicht so schnell rauh wird bzw. ausfasert wie das Brownell FF+.

Ich wechsle meine Sehnen nach etwa 10000 - 12000 Schuss, nicht weil sie dann schon unbrauchbar wären. Aber irgendwann beginnen sie auszufasern und optisch sehen sie halt auch irgendwann dreckig aus...

viele Grüße
Mathias
Danke für die Info. Ist es noch feststellbar, ob die Öhrchen durch eine zusätzliche Umwicklung geschützt waren, oder rieb das Sehnengarn direkt auf dem schlecht bearbeitetem Wurfarmende?
Gruß und klar doch
"Gut Schuss!"
Christian
MatzeM71
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Re: Sehne wickeln

Beitrag von MatzeM71 »

Eine Wicklung war drauf, aus einem PE-Wickelgarn. Aber die war natürlich zuerst durch.
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