ermitteln der richtigen Auszuglänge ?

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test01
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ermitteln der richtigen Auszuglänge ?

Beitrag von test01 »

Bin etwas irritiert... gestern auf dem Bogenplatz:
Kollege meint, dass mein Auszug zu gering ist und ich soll mal (in T-Stellung) beide Schultern weiter nach hinten nehmen und die Brust weiter nach vorn recken.... tatsächlich ist der Auszug so einen inch länger... ooops.
Ok. Klicker verstellt und button etwas angepasst.
Nach einiger Zeit kommt ein anderer Kollege, der sich wirklich sehr gut (berufsbedingt) mit dem Muskelsystem auskennt und wundert sich.... also schiesse ich mal ohne Hemd, damit er sehen kann , welche Muskeln im Rücken arbeiten. Unter manueller und visueller Kontrolle des Rückens meint er, dass bei diesem langen Auszug der Muskel, der den Endzug erbringen soll (Namen hab ich vergessen), dies gar nicht mehr könne, da er bereits am "Anschlag sei" und stattdessen der Deltamuskel, unkorrekterweise, dies nun tut.

Wie macht man das richtig? Mir ist klar, dass es im Allgemeinen heisst, dass sich der Auszug vom Anfänger zum Fortgeschrittenen
vergrössert, über diesen Prozess, dachte ich, sollte ich eigentlich hinaus sein. Auch habe ich gelesen, dass einige Schützen, ohne es zu wissen, deutlich weniger Auszuglänge nutzen, als sie könnten, da ihnen das bequemer ist und sie so dem Problem "ich komm' nicht über den Klicker" entgehen.

Als Anhaltswerte: 1,83m Körpergrösse, 1,81m Spannweite, Auszuglänge vorher 28,75... danach 29,75
b_der_k_te
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Re: ermitteln der richtigen Auszuglänge ?

Beitrag von b_der_k_te »

Hallo test01,
entschuldige die späte Antwort, Dein Beitrag ist wohl etwas unter gegangen.

In dem Fall würde ich den Empfehlungen des zweiten Kollegen deutlich mehr Vertrauen schenken. Wenn er sich das bei Dir so genau angesehen hat und eben berufsbedingt die Erfahrung und Kompetenz dazu hat ist dessen Aussage Gold wert. Halte Dich an Diesen.

Das mit "die Brust weiter nach vorn recken" wie es mit dem ersten Kollegen zur Sprache kam ist schon von Grund auf falsch. So soll es nicht ausgeführt werden. Dagen hat der kompetente Kollege mit dem "Anschlag" recht. Es sollte noch soweit Bewegungsfreiraum bleiben um die Zugbewegung nach dem Klicken und Lösen weiter zu führen. Und zwar ohne das sich etwas anderes bewegt als eben jene Partien die davor schon für die Zugbewegung zuständig waren. Das herauszufinden und vor allem dann selbst zu spüren, ist schwierig. Jemanden zu haben der das dann wirklich sieht, ist wie gesagt Gold wert.

Die Lehrmeinung, wie man nun die richtige Auszugslänge erkennt, geht meist über eine Darstellung des Schützen von oben betrachtet aus.
Der Unterarm soll im Vollauszug auf einer Linie die Verlängerung des Pfeils bilden. Das Handgelenk der Zughand soll dabei locker, entspannt und somit gerade sein. Besagte Linie würde dann durch den Ellenbogen gehen, was man auch gut abschätzen kann wenn man hinter dem Schütz*in steht. Das ist aber auch stark abhängig von der individuellen Anatomie des Schütz*in, also man darf sich da nicht zu sehr auf die Bilderbuchvorstellung versteifen.
Ein paar Beispiele finden sich auf ullrs Webseite https://rz-home.de/~cnentwig/02_09_16_K ... aftdreieck

Sicher können hier noch andere Mitglieder ihre Gedanken und Meinungen dazu äußern.

Und wenn man schon dabei ist - bei der Haltung; auch für die Konstanz der Auszugslänge ist die Positionierung der Bogenschulter von Bedeutung. Auch zum Abstützen der Druckbelastung auf die Skelettstruktur ist es vorteilhaft die Bogenschulter eher Richtung Bogen zu bekommen.
Auf die Schnelle habe ich im Netz diese Webseite gefunden: http://www.greygoosearchery.co.uk/thedraw/
Achtet man nur auf die Bogenschulter in den beiden Zeichnungen, erkennt man den Unterschied.
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bkr_hro
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Re: ermitteln der richtigen Auszuglänge ?

Beitrag von bkr_hro »

Davon abgesehen, dass ich auch die Ansicht von Kollege 1 für falsch erachte... wie geht denn das, dass in einem Verein 2 so unterschiedliche Meinungen vertreten und propagiert werden können ?
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rstoll
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Re: ermitteln der richtigen Auszuglänge ?

Beitrag von rstoll »

bkr_hro hat geschrieben: 13. Aug 2018, 20:36 Davon abgesehen, dass ich auch die Ansicht von Kollege 1 für falsch erachte... wie geht denn das, dass in einem Verein 2 so unterschiedliche Meinungen vertreten und propagiert werden können ?
@bkr_hro: Leider eine allzu oft beobachtete Situation wenn in einem Verein keine klare Ordnung vorgegeben ist (und selbst dann): Zu jedem Thema gibt es Anzahl Schützen +1 unterschiedliche Meinungen, welche je nach Selbstüberzeugung der Schützen im Brustton der Überzeugung unterschiedich laut intioniert werden. Und der Schütze steht dazwischen und weiß nicht wem er es jetzt recht machen soll.
Ich versuche es - sofern es mir zu Ohren kommt - so zu lösen dass ich die Ratgeber bitte, Ihre Vorschläge mir gegen über zu äußern und nicht direkt an den Schützen heranzutreten. Gleichzeitig mache ich dem Schützen klar, dass es kontraproduktiv ist, sich aus verschiedenen Quellen beraten zu lassen. Auch mache ich beiden Parteien klar dass ich kein Problem habe, die Verantwortung für den Schützen ohne Groll auf andere abzugeben. Habe ja schließlich auch nicht die Weisheit mit Löffeln zu mir genommen.

@test01: Da ja nun bereits Meinungen geäußert wurden, kann ich meine nicht unbedingt tief fundierte, und deshalb bislang zurückgehaltene Sicht vortragen.
Aus der Ferne ist es immer schwierig so etwas nur anhand der Worte richtig einzuordnen und Ratschläge zu äußern. Meiner wäre in der Sache gewesen, von beiden Varianten einfach mal eine Rücken- und Frontalansicht von Kopf bis Fuß zu haben. Ein Zoll mehr dürfte im Falle eines Überziehens sich schon in Form einer nicht mehr stimmigen Haltung darstellen (bilde ich mir zumindest ein). Wenn ich dann auch noch Fachkompetenz in Form eines Physio-Spezialisten im Verein hätte, ware das mein bevorzugter Ratgeber - aber wie oben geschrieben eben immer in Abstimmung mit dem Trainingsverantwortlichen (so es den gibt).
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ullr
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Re: ermitteln der richtigen Auszuglänge ?

Beitrag von ullr »

b_der_k_te hat geschrieben: 13. Aug 2018, 17:06 ...

Sicher können hier noch andere Mitglieder ihre Gedanken und Meinungen dazu äußern.

....
Es gibt beim Bogenschießen keinen Zug und keinen Druck, sondern nur Spannen. Die Oberarme werden um die Schultergelenke gedreht. Die Rückenmuskulatur baut die Drehmomente auf, der Haken der Zugfinger wird durch Befehl des Zentralrechners an die Beugemuskeln der Zugfinger gelöst. Der Count Down für diesen Prozeß beginnt um bis zu 4 s vor dem Klick und wird von der Zentrale des Unbewußten gestartet. Die Rückenmuskeln kriegen das garnicht mit, dumm und kräftig wie sie sind, spannen weiter, das ergibt dann die charakteristrischen Bewegungen des Schütz*in nach dem Schuß. Und ob der Schütze richtig spannt kann man m.M.n. nur an der Pfeilspitze erkennen. Bewegt sie sich mit immer kleiner werdenden Geschwindigkeit nach hinten, ohne ausgeprägten Stopp, dann bricht der Schuß wenn es klickt und der Pfeil steckt im Gold. Das kann man nur von der Seite beobachten und wenn man den Schütze*in kennt und seine physiologische Schußzeit kennt.
Die richtige Auszugslänge ist nur durch geduldige Beobachtung von der Seite zu ermitteln. Ein Hin- und Herstellen des Klickers während des Trainings oder des Wettkampfes wird einen nicht erkannten Haltungsfehler verschlimmern und nicht beseitigen.
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oko_wolf
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Re: ermitteln der richtigen Auszuglänge ?

Beitrag von oko_wolf »

bkr_hro hat geschrieben: 13. Aug 2018, 20:36 ... wie geht denn das, dass in einem Verein 2 so unterschiedliche Meinungen vertreten und propagiert werden können ?
In einem Verein (also zumindest im unserem) herrscht doch keine Meinungsdiktatur. Ich kann einem Schützen einen Rat geben und er kann ihn befolgen. Er kann es aber auch sein lassen und einen anderen Schützen um Rat fragen. Ich kann und werde niemanden zwingen einen Ratschlag oder einen Hinweis anzunehmen.
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oko_wolf
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Re: ermitteln der richtigen Auszuglänge ?

Beitrag von oko_wolf »

ullr hat geschrieben: 13. Aug 2018, 22:16 ... Ein Hin- und Herstellen des Klickers während des Trainings oder des Wettkampfes wird einen nicht erkannten Haltungsfehler verschlimmern und nicht beseitigen.
Das sehe ich ebenso. Aus diesem Grund sehe ich auch den gerade modern gewordenen "Micro-Klicker", der so schnell und einfach verstellbar ist, extrem kritisch.
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ullr
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Re: ermitteln der richtigen Auszuglänge ?

Beitrag von ullr »

rstoll hat geschrieben: 13. Aug 2018, 21:50
Aus der Ferne ist es immer schwierig so etwas nur anhand der Worte richtig einzuordnen und Ratschläge zu äußern.
Ja.
Meiner wäre in der Sache gewesen, von beiden Varianten einfach mal eine Rücken- und Frontalansicht von Kopf bis Fuß zu haben. Ein Zoll mehr dürfte im Falle eines Überziehens sich schon in Form einer nicht mehr stimmigen Haltung darstellen (bilde ich mir zumindest ein).
Es ist bei Schützen's nicht anders als bei anderen Sportarten: Der Körper bzw die Steuerzentrale, Zentralrechner, Gehirn, das Unbewußte, egal wie man es nennt, nimmt wichtige Bewegungen, die gut konditioniert sind , in Winkelbereich auf den gesamten Körper bezogen um 0,6° wahr. Beim Zielen wird der Regelkreis den Vorgang mindesten, und ich denke noch genauer, im 0,5° Bereich wahrnehmen. Beim Spannen bin ich überzeugt davon, dass der Rechner mindestens im +/-1mm Bereich Änderungen wahrnimmt.
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mbf
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Re: ermitteln der richtigen Auszuglänge ?

Beitrag von mbf »

oko_wolf hat geschrieben: 14. Aug 2018, 08:09 In einem Verein (also zumindest im unserem) herrscht doch keine Meinungsdiktatur. Ich kann einem Schützen einen Rat geben und er kann ihn befolgen. Er kann es aber auch sein lassen und einen anderen Schützen um Rat fragen. Ich kann und werde niemanden zwingen einen Ratschlag oder einen Hinweis anzunehmen.
Grundsätzlich richtig. Nur - wenn eine Meinung vertreten wird, die schlicht falsch ist, zu einem ungünstigen Bewegungsablauf oder ähnlichen Problemen führt, dann sollte man da einhaken.
Grüße, Matthias

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oko_wolf
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Re: ermitteln der richtigen Auszuglänge ?

Beitrag von oko_wolf »

mbf hat geschrieben: 14. Aug 2018, 12:26 Grundsätzlich richtig. Nur - wenn eine Meinung vertreten wird, die [...], zu einem ungünstigen Bewegungsablauf oder ähnlichen Problemen führt, dann sollte man da einhaken.
Klar, das versteht sich.
Ich werde natürlich immer eingreifen und etwas sagen, wenn es gesundheitliche Folgen haben könnte (falscher Bewegungsablauf), aber auch da kann ich niemanden zwingen, meinen Vorschlägen zu folgen.
mbf hat geschrieben: 14. Aug 2018, 12:26 ... wenn eine Meinung vertreten wird, die schlicht falsch ist,[...]
Gelegentlich ist es allerdings einfacher die Klappe zu halten. Diskussionen über den Wickelsinn von Mittelwicklungen, Anzahl von Eindrehungen einer Sehne, die Größe des FOC ... vermeide ich, da sie meist fruchtlos sind und nur schlechte Stimmung verbreiten.
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