Wichtige Kenndaten von Sehnengarn

Fragen, Themen die das System Bogen incl. Anbauteile betreffen
Wali
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Re: Wichtige Kenndaten von Sehnengarn

Beitrag von Wali »

Für Compound eine Vectranmischung , dann dreht sich das Peep bei einer gut gemachten Sehne nicht.
Für Recurve Dyneema pur, weil es weniger fuselt. Eine kriechende Sehne bemerkt man beim Recurve nicht.
On nun SK75 oder 99 ist latte. Die Sehne ist eh völlig überdimensioniert.
b_der_k_te
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Re: Wichtige Kenndaten von Sehnengarn

Beitrag von b_der_k_te »

Wali hat geschrieben: 29. Feb 2024, 20:28 On nun SK75 oder 99 ist latte. Die Sehne ist eh völlig überdimensioniert.
Ob das wirklich so egal ist - das ist hier die Frage.
Das eine Sehne was die Festigkeit anbelangt, überdimensioniert sein muss, steht außer Frage.
Aber es mehren sich Aussagen, das beim SK99 das E-Modul zu hoch dimensioniert.
Es ist das gleiche wie damals als Dyneema aufkam und reihenweise Bögen und Wurfarme zerbrachen. (war das wirklich so, oder gab es auch nur sporadisch Brüche?) Dann hat sich herausgestellt, es gibt Bögen die darf man nur mit Dacron-Sehnen (Polyester) schießen und andere vertragen auch Dyneema (FF-tauglich).
Vielleicht kommen demnächst Wurfarme die ausgewiesen SK99-tauglich sind? Ehrlich gesagt, ich hoffe nicht.
Montalaar
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Re: Wichtige Kenndaten von Sehnengarn

Beitrag von Montalaar »

Okay,

also würde, rein theoretisch, sk99 mit dem hohen e-modul auf die kurzzeitigen Belastungen im Abschuss anders reagieren als sk75?

Ich muss die Tage erstmal meine Gedanken sortieren.
wapi
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Re: Wichtige Kenndaten von Sehnengarn

Beitrag von wapi »

Montalaar hat geschrieben: 1. Mär 2024, 13:28 Okay,

also würde, rein theoretisch, sk99 mit dem hohen e-modul auf die kurzzeitigen Belastungen im Abschuss anders reagieren als sk75?

Ich muss die Tage erstmal meine Gedanken sortieren.
Montalaar,
zu einseitig gedacht. Der Abschuß / das Lösen des Pfeiles würde sicherlich keine Probleme bringen. Du mußt unbedingt daran denken, durch was die Wurfarme nach dem Lösen des Pfeiles beruhigt werden, in welcher Zeit und mit welcher Lautstärke.
Nur mal ein Beispiel aus der Praxis:
M. Kramer von Sherwood Herne, u. a. Kaderschütze und bei der Deustchen Meisterschaft Bundesliga Halle mit der Mannschaft Zweiter geworden schießt eine Hoyt Bogenausrüstung mit ca 56 lbs auf den Fingern. Seine Sehne ist eine BCY X99.
Die Frage ist, warum macht er das.
Gruß
Sebastian Rohrberg
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Re: Wichtige Kenndaten von Sehnengarn

Beitrag von Sebastian Rohrberg »

Moin.
Mathias schießt keine 56 lbs. Beim Sehnengarn bin ich mir nicht sicher. Kann auch carrera99 von flex sein.
Manche schießen auch das Spectra652. Warum? Die Amis sagen das ist toll. Spaß beiseite. Es ist ein Gefühl was man haben möchte. Die Meisten wollen ein weicheres Abschussgefühl. Wenige mögen es härter um suggeriert die Power zu spüren.
Am Ende werden Gruppierungen zeigen mit welchem Garn man zufriedener ist.
Wissenschaftlich ein sehr interessantes Thema. In der Praxis würde ich wahrscheinlich sogar eher nach Verfügbarkeit gehen.

Grüße
wapi
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Re: Wichtige Kenndaten von Sehnengarn

Beitrag von wapi »

Hallo Sebastian,
das Zuggewicht von M. Kramer sind 47,6 lbs; Du hast recht, meine Angabe von 56 lbs. war nicht richtig.
Was die Art des Sehnengarnes angeht, so steht im aktuellen Bogensport Magazin im Bericht über M. Kramer als Sehne eindeutig X99.
Wenn es Carrera von Flex Archery wäre, müßte man unterscheiden zwischen Carrera 99 V22 und Carrera Xtreme 44.
Beides sind Hybridgarne, wobei nach meiner Einschätzung die Version 99 V22 der BCY X99 entspricht und die Version Xtreme 44 einen höheren Vectran Anteil hat.
Bei dem Sehnengarn 99 V22 bzw. X99 ist die Vectran Type HT220 mit 220dtex beigemischt, bei dem Xtreme 44 die Vectran Type HT 440 mit 440dtex.
Gruß
Sebastian Rohrberg
Beiträge: 135
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Re: Wichtige Kenndaten von Sehnengarn

Beitrag von Sebastian Rohrberg »

Jau.
IMit den Zusammensetzungen habe ich mich noch nicht beschäftigt. Da bist du der Spezialist.
Es scheint so als würde flex seine Garne komplett selber in Europa herstellen. Das finde ich so interessant daran. Auch bekommt man dort wirklich gute Fertigsehnen nach Wunsch. Und noch nicht einmal teuer. Michell Kroppen und Elina Idensen schießen die. Ich finde die Qualität sehr gut.
Die Grundfaser ist aber doch sk75. Nur gereckt und wärmebehandelt...
wapi
Beiträge: 71
Registriert: 25. Nov 2018, 18:49

Re: Wichtige Kenndaten von Sehnengarn

Beitrag von wapi »

Sebastian Rohrberg hat geschrieben: 1. Mär 2024, 18:32 Jau.
IMit den Zusammensetzungen habe ich mich noch nicht beschäftigt. Da bist du der Spezialist.
Es scheint so als würde flex seine Garne komplett selber in Europa herstellen. Das finde ich so interessant daran. Auch bekommt man dort wirklich gute Fertigsehnen nach Wunsch. Und noch nicht einmal teuer. Michell Kroppen und Elina Idensen schießen die. Ich finde die Qualität sehr gut.
Die Grundfaser ist aber doch sk75. Nur gereckt und wärmebehandelt...
Sebastian,
nach meinem Kenntnisstand erfolgt die Konfektionierung der Garne in Spanien, wobei es hier ledigich darum geht, die Garne von den großen Industrie- spulen ( ca 2 kg Gewicht) mit einer PU-Farb- und Wachsbeschichtung , mit einer höheren Schutzdrehung zu versehen und die verkaufsfähigen Spulenformate herzustellen.
Vom Marktangebot von BCY und BrownellCompany scheint es eben doch noch eine Preisnische zu geben, in der vergleichbares Bogensehnengarn günstiger angeboten werden kann. Flex Archery ist da sehr preisagrssiv vorgegangen.
Die Flex Archery Qualitäten DynaGen und Fast Flight by Flex Archery sollen lt. Herstellerangaben alle auf Basis DSM Dyneema Typ SK75 produziert werden.
Interessant ist Dein Hinweis "vorgereckt und wärmebehandelt". Vorgereckt ist klar, wärmebehandelt ist eine sehr fragwürdige Äußerung, da die HMPE bzw. UWHMPE Garne alle industriemäßig im sogenannten Gelspinnverfahren hergestellt werden. Das besagt, dass das Polymer zu einem flüssigen Brei erhitzt wird, diese Spinnmasse wird dann durch einen Spinnkopf gepreßt. Der Spinnkopf ist vergleichbar mit einer Gießkannentülle/-brause und enthält die Summe an feinen Öffnungen aus wieviel Filamenten das Garn bestehen soll.
Dieser Spinnprozess bedeutet, dass das Garn auch als Bogensehne wärmeempfindlich bleibt was eigentlich durch eine Wärmebehandlung nicht ausgemwerzt werden kann.
Die Moleküle reagieren schon ab eine Außentemperatur ab 25-30 Grad, wobei das Garn beginnt, sich zu längen. Diese Erfahrung haben bestimmt schon im Sommer während eines Turnieres oder Wettkampfes bei hochsommerlichen Temperaturen viele Bogenschützen gemacht, ohne diesen eigentlichen Grund zu erkennen.
Gruß
Sebastian Rohrberg
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Registriert: 13. Jan 2023, 19:12

Re: Wichtige Kenndaten von Sehnengarn

Beitrag von Sebastian Rohrberg »

Moin.
Kann man denn dynema soweit ausrecken oder behandeln, dass es nur noch seine dehnbarkeit im Schuss behält? Aber nicht mehr soviel schrumpft wenn man die Last wegnimmt?
Ich habe meine Sehnen unter 100 bis 150kg Last gewickelt. Also langsam bis 150kg erhöht. Ich empfand die Sehnen dann unempfindlicher auf Temperatur...
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mbf
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Re: Wichtige Kenndaten von Sehnengarn

Beitrag von mbf »

b_der_k_te hat geschrieben: 29. Feb 2024, 14:32 was etwas wichtiger ist:
Welche Schlüsse darf sich Montalaar und jeder Leser aus diesen Daten ableiten? Im Grunde ist man nach dieser Auflistung, so schön sie auch ist, um nichts schlauer geworden. Beide Beispiele wurden für Compound konzipiert, werden aber (von den Kunden) auch für Recurve benutzt - AHA
Sind jetzt beide Garne gut, oder sind beide schlecht, oder das eine gut und das andere schlecht, und wenn ja dann welches :?:
Nun ja, man kann da immerhin mitnehmen, welche Garne hinreichend ähnlich sind, so dass es Wechsel daziwschen nicht lohnen wird.
Aber in der Tat, danach wirds schwierig.
Dann gibt es ein Garn aus der Faser X, da braucht man 14 Stränge und aus einem Garn aus derselben Faser braucht man 24 Stränge. Wo liegen die Unterschiede in der Praxis (vom Mehraufwand beim Wickeln abgesehen)?
Welche Eigenschaften des späteren Systems werden überhaupt von der Sehne beeinflusst? Und wie? Präzision? Vibration? Geschwindigkeit? Welche Sehnenparameter sind hier anpassbar, um einen Einfluss zu erhalten? Material, Zahl der Stränge? Oder auch die Länge der Sehne, etwas länger mit mehr Umdrehungen oder etwas kürzer mit weniger? Wo liegen die Unterschiede zwischen einer dicken und einer dünnen Sehne aus gleichem Material?
Kann man das überhaupt mit einer allgemeingültigen Matrix beschreiben?
Grüße, Matthias

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