technischer Vorteil von verwindungssteifen Wurfarmen?

Fragen, Themen die das System Bogen incl. Anbauteile betreffen
abgemeldet01

technischer Vorteil von verwindungssteifen Wurfarmen?

Beitrag von abgemeldet01 »

bkr_hro hat geschrieben: 13. Feb 2024, 13:35 ...
fehlerverzeihend:
da war doch mal was mit den "steifen" = verwindungsunempfindlichen Wurfarmen ?
...
Off Topic:
Diese Bemerkung, die häufig bei Beratungen von Kunden eingeflochten wird, ist falsch, ein Werbeschmarren. Es gibt keine technische Begründung, welche konstruktive Maßnahme bei einem Bogen "fehlerverzeihend" wirken sollte...
Gruß und klar doch,
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mark1968
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Re: Neue Wurfarme - Empfehlung

Beitrag von mark1968 »

ullr hat geschrieben: 14. Feb 2024, 08:34
bkr_hro hat geschrieben: 13. Feb 2024, 13:35 ...
fehlerverzeihend:
da war doch mal was mit den "steifen" = verwindungsunempfindlichen Wurfarmen ?
...
Off Topic:
Diese Bemerkung, die häufig bei Beratungen von Kunden eingeflochten wird, ist falsch, ein Werbeschmarren. Es gibt keine technische Begründung, welche konstruktive Maßnahme bei einem Bogen "fehlerverzeihend" wirken sollte...
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Das würde ich so nicht stehenlassen. Ohne auf Details (weiterentwickelte Tips an den Wurfarmenden o.ä.) einzugehen, denke ich schon, dass "steifere" (was auch immer hier als steif bezeichnet wird) Wurfarme, die sich seitlich nicht mehr so verdrehen lassen wie früher, schon fehlerverzeihender sind.

Auch ein evtl. interessantes Video von Jake Kaminski zum Vergleich verschiedener Wurfarme. Auch wenn es hier nicht die aktuellsten Wurfarme sind, so erklärt sich in dem Video auch, wieso Uukha-Limbs gerne als "weicher" bezeichnet werden. :)
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Re: Neue Wurfarme - Empfehlung

Beitrag von abgemeldet01 »

mark1968 hat geschrieben: 14. Feb 2024, 18:13
ullr hat geschrieben: 14. Feb 2024, 08:34
bkr_hro hat geschrieben: 13. Feb 2024, 13:35 ...
fehlerverzeihend:
da war doch mal was mit den "steifen" = verwindungsunempfindlichen Wurfarmen ?
...
Off Topic:
Diese Bemerkung, die häufig bei Beratungen von Kunden eingeflochten wird, ist falsch, ein Werbeschmarren. Es gibt keine technische Begründung, welche konstruktive Maßnahme bei einem Bogen "fehlerverzeihend" wirken sollte...
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Das würde ich so nicht stehenlassen. Ohne auf Details (weiterentwickelte Tips an den Wurfarmenden o.ä.) einzugehen, denke ich schon, dass "steifere" (was auch immer hier als steif bezeichnet wird) Wurfarme, die sich seitlich nicht mehr so verdrehen lassen wie früher, schon fehlerverzeihender sind.
Unter "Verdrehen (Verwinden, Torsion des Wurfarmes)" ist das Verdrehen der Fläche des Wurfarmspitze gegen die Fläche der Wurfarmaufnahme am Mittelteil gemeint, oder?
Wenn dem so ist: Nein. Das ist technisch beim Spannen des Bogens nicht möglich.
Der Schütze müßte übrigens dann den Bogengriff extrem festhalten, damit sich das Mittelteil nicht mitdreht.
Genau diese "Anpreisung" nenne ich einen Werbeschmarren.
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Re: Neue Wurfarme - Empfehlung

Beitrag von ChristianG »

ullr hat geschrieben: 14. Feb 2024, 19:24 Unter "Verdrehen (Verwinden, Torsion des Wurfarmes)" ist das Verdrehen der Fläche des Wurfarmspitze gegen die Fläche der Wurfarmaufnahme am Mittelteil gemeint, oder?
Nein, vom Begriff wird zwar von Torsion des Wurfarms (Torsional Rigidity) geredet, aber es ist eigentlich nicht die Verdrehen des Wurfarms gemeint.

Eigentlich ist gemeint, dass das Elastizitätsmodul des Wurfarms zur Seite (lateral) sehr viel höher ist als in Auszugsrichtung.
Es scheint ein Trend bei den Wurfarmen in den letzten Jahren zu sein, dieses laterale Elastizitätsmodul möglichst hoch zu gestalten.

Die Idee dahinter: Wenn der Ablass des Schützen seitliche Kräfte hat, was ja bei Recurve "normal" ist, fangen die Wurfarme nicht stark orthogonal
zur Auszugsrichtung zu schwingen an.

https://www.youtube.com/watch?v=-x-MM9SYGwA&t=534s (String Tracking)

Und für verschiedene Wurfarme gemessen:
https://www.youtube.com/watch?v=JAJfp6Qu4uw
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Re: Neue Wurfarme - Empfehlung

Beitrag von abgemeldet01 »

ChristianG hat geschrieben: 14. Feb 2024, 21:33
ullr hat geschrieben: 14. Feb 2024, 19:24 Unter "Verdrehen (Verwinden, Torsion des Wurfarmes)" ist das Verdrehen der Fläche des Wurfarmspitze gegen die Fläche der Wurfarmaufnahme am Mittelteil gemeint, oder?
Nein, vom Begriff wird zwar von Torsion des Wurfarms (Torsional Rigidity) geredet, aber es ist eigentlich nicht die Verdrehen des Wurfarms gemeint.

Eigentlich ist gemeint, dass das Elastizitätsmodul des Wurfarms zur Seite (lateral) sehr viel höher ist als in Auszugsrichtung.
Es scheint ein Trend bei den Wurfarmen in den letzten Jahren zu sein, dieses laterale Elastizitätsmodul möglichst hoch zu gestalten.

https://www.youtube.com/watch?v=-x-MM9SYGwA&t=534s (String Tracking)

Und für verschiedene Wurfarme gemessen:
https://www.youtube.com/watch?v=JAJfp6Qu4uw
Das Widerstandsmoment (Biegung!) der Wurfarmfläche in Querrichtung ist sehr viel größer als das in Längsrichtung.
Das E-Modul ist die Steigungsrate eines Werkstoffes zwischen der Spannung und der Verformung, wenn ein Werkstoff belastet wird.
Beim Auszugsdiagramm des Recurvebogens sieht man die statische Kraft-Wegkurve, die durch die Verbiegung der Wurfarme erzeugt wird. In dieser Verbiegung wird durch die Zug/Druckspannungen die Verformungsenergie gespeichert, die nach dem Lösen den Pfeil über die Sehne beschleunigt. Um den Wurfarm seitlich beim Spannen zu verdrehen, muß die Bogenhand zusätzlich zur reinen Druckkraft eine erhebliches Drehmoment aufbringen.
Die Idee dahinter: Wenn der Ablass des Schützen seitliche Kräfte hat, was ja bei Recurve "normal" ist, fangen die Wurfarme nicht stark orthogonal
zur Auszugsrichtung zu schwingen an.
Nein, das ist nicht normal. Sehr gute Videos zeigen dies.
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Re: Neue Wurfarme - Empfehlung

Beitrag von mark1968 »

ullr hat geschrieben: 14. Feb 2024, 23:26
ChristianG hat geschrieben: 14. Feb 2024, 21:33
ullr hat geschrieben: 14. Feb 2024, 19:24 Unter "Verdrehen (Verwinden, Torsion des Wurfarmes)" ist das Verdrehen der Fläche des Wurfarmspitze gegen die Fläche der Wurfarmaufnahme am Mittelteil gemeint, oder?
Nein, vom Begriff wird zwar von Torsion des Wurfarms (Torsional Rigidity) geredet, aber es ist eigentlich nicht die Verdrehen des Wurfarms gemeint.

Eigentlich ist gemeint, dass das Elastizitätsmodul des Wurfarms zur Seite (lateral) sehr viel höher ist als in Auszugsrichtung.
Es scheint ein Trend bei den Wurfarmen in den letzten Jahren zu sein, dieses laterale Elastizitätsmodul möglichst hoch zu gestalten.

https://www.youtube.com/watch?v=-x-MM9SYGwA&t=534s (String Tracking)

Und für verschiedene Wurfarme gemessen:
https://www.youtube.com/watch?v=JAJfp6Qu4uw
Das Widerstandsmoment (Biegung!) der Wurfarmfläche in Querrichtung ist sehr viel größer als das in Längsrichtung.
Das E-Modul ist die Steigungsrate eines Werkstoffes zwischen der Spannung und der Verformung, wenn ein Werkstoff belastet wird.
Beim Auszugsdiagramm des Recurvebogens sieht man die statische Kraft-Wegkurve, die durch die Verbiegung der Wurfarme erzeugt wird. In dieser Verbiegung wird durch die Zug/Druckspannungen die Verformungsenergie gespeichert, die nach dem Lösen den Pfeil über die Sehne beschleunigt. Um den Wurfarm seitlich beim Spannen zu verdrehen, muß die Bogenhand zusätzlich zur reinen Druckkraft eine erhebliches Drehmoment aufbringen.
Die Idee dahinter: Wenn der Ablass des Schützen seitliche Kräfte hat, was ja bei Recurve "normal" ist,
fangen die Wurfarme nicht stark orthogonal
zur Auszugsrichtung zu schwingen an.
Nein, das ist nicht normal. Sehr gute Videos zeigen dies.
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Aber gerade in dem Beitervideo sieht man doch, wie eine seitliche Schwingung auftritt. :shock: Und ich denke, dass in den Videos von Jake Kaminski gut erkennbar ist, wie man versucht, dem entgegen zu wirken. Auch wenn er dort selbst sagt, dass der Pfeil ja im Grunde schon weg ist, so denke ich doch, dass die heutigen Konstruktionen der Wurfarme dahin gehen, dass der Effekt/die Auswirkungen schon im Löse-/Beschleunigungsprozess unterbunden/abgeschwächt werden (sollen).
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Re: Neue Wurfarme - Empfehlung

Beitrag von mbf »

Das ist jetzt in eine technische Grundsatzdiskussion abgedriftet, die nur noch am Rande mit dem Ausgangsthema zu tun hat.
Wenn die Thematik "verwindungssteife Wurfarme" weiter diskutiert werden soll, dann sollten wir das hier abtrennen.

OK?
Grüße, Matthias

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abgemeldet01

Re: Neue Wurfarme - Empfehlung

Beitrag von abgemeldet01 »

mark1968 hat geschrieben: 15. Feb 2024, 05:42 ...

Aber gerade in dem Beitervideo sieht man doch, wie eine seitliche Schwingung auftritt. :shock:
...
Hallo Markus,
Da siehst Du sehr schön, wie die Sehnenmitte durch die Biegeschwingungen des Pfeiles nach links und rechts tanzt. Diese Bewegung wird nach oben und unten signifikant kleiner.
Und ich denke, dass in den Videos von Jake Kaminski gut erkennbar ist, wie man versucht, dem entgegen zu wirken. Auch wenn er dort selbst sagt, dass der Pfeil ja im Grunde schon weg ist, so denke ich doch, dass die heutigen Konstruktionen der Wurfarme dahin gehen, dass der Effekt/die Auswirkungen schon im Löse-/Beschleunigungsprozess unterbunden/abgeschwächt werden (sollen).
Selbst der einfachste Langbogen verhält sich so wie von mir beschrieben.
Die hohen Preise von guten Wurfarmen zum Beispiel wenn der Kraftanstieg bei großen Auszugslängen degressiv ist (also der Anstiegswinkel wird immer kleiner) sind schon gerechtfertigt. Da steckt Know How der Firmen dahinter. Aber nicht mit solchen Argumenten...
Gruß und klar doch,
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Christian
PS.

An Matthias: Jo, schön das ihr für Ordnung sorgt! ;)
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Re: technischer Vorteil von verwindungssteifen Wurfarmen?

Beitrag von b_der_k_te »

ullr hat geschrieben: 15. Feb 2024, 07:41 An Matthias: Jo, schön das ihr für Ordnung sorgt! ;)

Immer wieder schön hinter Deinem verursachten Chaos aufräumen zu können.
So, Thema ist abgetrennt


Und noch was zur Sache und den von ullr hochgelobten Border-Wurfarmen:
ausgerechnet Border betont in letzter Zeit verstärkt in den sozialen Medien das sie es waren die vor Jahrzehnten ihre Wurfarme als Allererste mit 45° gelegten Carbonfasern gebaut haben. Das ist es nämlich (und das ist das einzige) was die Wurfarme torsionssteif macht. Und das ist gleichzeitig auch die Grundvoraussetzung damit solch größeren Recurves überhaupt funktionieren und arbeiten können.
Border wird da nicht müde zu betonen das ohne diese seitliche Steifigkeit, ihre großen Recurve schlicht instabil wären. Das ist es was die Praxis des Bogenbaus gezeigt hat. Da kann ullr noch so gescheit aus dem Mechanik-Lehrbuch zitieren, da gibt es etwas das er offenbar noch nicht vollständig im Blick hat.
abgemeldet01

Re: technischer Vorteil von verwindungssteifen Wurfarmen?

Beitrag von abgemeldet01 »

b_der_k_te hat geschrieben: 15. Feb 2024, 11:02
Und noch was zur Sache und den von ullr hochgelobten Border-Wurfarmen:
ausgerechnet Border betont in letzter Zeit verstärkt in den sozialen Medien das sie es waren die vor Jahrzehnten ihre Wurfarme als Allererste mit 45° gelegten Carbonfasern gebaut haben. Das ist es nämlich (und das ist das einzige) was die Wurfarme torsionssteif macht....
Das mag ja alles sein. Nur, die "Torsionssteife" der Wurfarme spielt letztendlich keine Rolle, wenn der Bogen mit einer Spannschnur die Sehne aufgespannt wird. Und wer so ungeschickt ist, und beim klassischen Aufspannen der Sehne (ohne jegliche Hilfe durch Spannschnur) den Bogen so stark verdreht, dass die Wurfarme selber verdreht werden, dann ist dem Schützen halt nicht mehr zu helfen...
Und das ist gleichzeitig auch die Grundvoraussetzung damit solch größeren Recurves überhaupt funktionieren und arbeiten können.
...
Dann guck Dir mal die Reiterbogen der Mongolen an. :lol:
Border wird da nicht müde zu betonen das ohne diese seitliche Steifigkeit, ihre großen Recurve schlicht instabil wären. Das ist es was die Praxis des Bogenbaus gezeigt hat...
Mit den (je nach Lage unterschiedlich) schräggelegten Carbonfasern kann mit hoher Wahrscheinlichkeit der progressiv-degressive Anstieg der Auszugskraft sehr gut gesteuert werden. Border wird nie das wirkliche Know-How ihres Wurfarmbaues verraten... Davon bin ich überzeugt.
Just my five cents :D
Gruß und klar doch,
"Gut Schuss!"
Christian
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