Vielleicht bringe ich jetzt was durcheinander...
Viele Jahre (beginnend 1974) habe ich einfach nur geschossen, von Psychologie hart nie jemand gesprochen.
Ich war gut, 2x DDR-meister, 289 / 576 Ringe in der Halle, hab den blauen FITA-Stern... und heute: bin ich weit weg von den 500... leider in der falschen Richtung.
Mir ist sehr wohl klar, dass ein Recurver mit 60+ wohl kaum nochmal 289 Ringe schießt.
Aber wie kam es zu diesem Abstieg ?
Das eine: man ist gut, möchte gut bleiben, und erkennt, welche Auswirkungen Fehler haben können.
Man versucht also, Fehler zu vermeiden... kontrolliert sich / den Bewegungsablauf, kontrolliert also etwas, was nicht kontrollierbar ist (???)
Seit ca 10 Jahren steh ich an der Schießlinie, nehm den Bogen hoch, setz an..., ziehe und ziehe... und setz wieder ab. Komme nicht durch den Klicker.
Und dann schieße ich die 6 Pfeile in den letzten 90 sec , bzw in der Halle alle 3 in 40 sec.
Alle haben's gesehen, gestaunt, gelästert... aber keiner hat den Grund erkannt.
Ich hatte teilweise kein Gefühl mehr für den Schuß, als Ausgleich jede Menge Frust, Trauer... den ganzen Sommer 2021 hatte ich den Bogen 2x in der Hand...
Hab den Klicker nach vorn geschoben - hat auch nix gebracht.
Irgendwann sagte mir ein Kollege "wieso bewegst denn du deinen Kopf ?"
???
wie bitte, was mach ich ? da begann das Suchen, die Analyse des Elends.
1. es passiert nicht immer !
2. meist / vorrangig, wenn da eine Auflage ist. Kaum mal beim schießen auf den blanken Dämpfer
3. es ist nicht aus jeder Blickrichtung zu erkennen !
4. leichte WuA genommen, Distanz max 5 Meter (hatte ich vorher auch, aber mit den regulären WuA)
5. und ja !!!ja, da war manchmal zu spüren, dass sich der Kopf bewegt.
5. und immernoch ja... derzeit gerne mal 10..15 Schuss alles gut, und dann passierts wieder
- ich schreibe hier bewusst nicht "dass ich den Kopf bewege"...
Ich bin ja ganz gewiss nicht der Einzige, der die Rübe nicht stillhalten kann. Aber wenns einem niemand sagt, dann verselbständigt sich auch so eine falsche Bewegung, automatisiert sich, und erfolgt
unbewusst.
Ich zitiere mal den Markus und habe ein bischen was
unterstrichen :
...Was uns eigentlich vom immer wieder gleichen/perfekten Schuss abhält sind unsere,
ich nenne es mal Zweifel, dass wir dem Unterbewusstsein wirklich vertrauen können.
Ich habe über die Jahr viele unterschiedliche Schützen aus allen Leistungsbereichen kennen gelernt und dennoch gab es nie eine einheitliche Aussage darüber, wer sich wo wann auf was genau konzentriert.
Das wäre ja dann eher ein Indiz dafür, dass das Meiste unbewusst abläuft, oder? Ob dem wirklich dann so ist, ist für den Schützen selbst oft nicht genau festzustellen.
...Durch die Langzeitpotenzierung schulen wir unser Gehirn, in seinen neuronalen Verbindungen gestärkt/schneller, auf bisher Erlernte (nach und nach Konditionierte) zuzugreifen.
Je öfters wir nun eine Bewegung immer wieder gleich ausführen, desto besser ist die Bewegung konditioniert.
Und zwar an beiden Punkten: Den Nervenzellen, die den Befehl auslösen (eben der konditionierte, oft in Teilen unbewusst ablaufende Schussablauf) und dem Muskelgedächtnis, wo dieser (durch viele Wiederholungen bekannte) Befehl ausgeführt wird...
Es hat sich also mein Kopf bewegt.
Und je langsamer ich den Bogen auszog, desto weiter bewegte sich der Kopf.
Zog ich schnell aus, blieb der Kopf stehen oder bewegte sich nur ein wenig...
Jetzt, wo ich weiß, was es zu bekämpfen gilt, kommt gaaaaanz langsam wieder (in kleinen Schritten) der Spass am Sport zurück.
Die Kollegen wissen auch, worauf sie bei mir gucken müssen (müssen... Hilfe ist ja immer noch freiwillig)
Und: der Klicker ist mehr als 15 mm nach hinten "gewandert".
Was "höheres" als die KM habe ich in diesem Winter nicht geschossen. Natürlich bin noch weit weg davon, diesen Mist wieder abgebaut zu haben
Mentales Training:
Es müssen "die richtigen Bewegungen" durch viiiieeeele Wiederholungen automatisiert werden.
Man muss sich sicher sein können, dass es die richtigen sind.
Und man muss sich darüber klar sein, dass man nicht immer auf höchstem (persönlichen) Niveau schießen kann, aber: es hilft enorm, zu wissen, was gerade "stört" / hindert.
Dann kommt Selbstvertrauen, und es verschwinden die Selbstzweifel.
Es ist derzeit viel Selbstbeobachtung, viel "in sich hineinschauen"
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Rückblickend auf "bessereZeiten"..
wir waren zu einem Turnier, es war in dem inne ein Spassturnier, keine Meisterschaft o.ä.
Abends wurde gegrillt, und auch getrunken, ein wenig zu viel.
Morgens ging es mir nicht wirklich gut.
Während des gesamten Turniers ging es mir nicht wirklich gut.
Aber ich hab getroffen, war einer der besten 3.
Kann nur "Automatik" gewesen sein, denn ich dachte sehr viel mehr an Magen als an Bogen...